Freitag, 9. November 2018

Gedenken heißt Nachdenken!

Die Gedenktage knubbeln sich im Moment, oder? Der 9. November mit allem, was in den verschiedenen Jahren ausgerechnet an diesem Tag passiert ist, und dann noch dazu die Tatsache, dass der Erste Weltkrieg vor 100 Jahren zu Ende ging. Wenn man ein bisschen nachdenkt, dann kann man nur zu dem Schluss kommen, dass alle diese Ereignisse zusammengehören. Alles steht in einem größeren Zusammenhang. Vom 9. November 1848 bis zum 9. November 1989.

Deswegen: Gedenken heißt Nachdenken. Ich denke im Moment im wahrsten Sinne des Wortes diese ganzen Geschehnisse nach. Quasi im Sinne einer Kausalitätskette. Schlimm, wenn ich dabei zu dem Schluss kommen muss, dass es auch heute noch immer genug Leute gibt, die "Rasse" (was auch immer das genau sein mag) und "Religion" nicht auseinander halten können. Schlimm, wenn ich dabei zu dem Schluss kommen muss, dass es auch heute immer noch genug Leute gibt, die andere diskriminieren und niedermachen, weil es ihnen selbst nicht gut geht und sie einen Fußabtreter brauchen, um ihren Frust loszuwerden. Ich will jedenfalls nicht dazu gehören.

Der 9. November 1938 (es war übrigens ein Mittwoch) ist auch an Werther nicht spurlos vorbeigegangen. Und an Bielefeld erst recht nicht. Diese Bilder von der brennenden Synagoge in der Turnerstraße jagen mir noch heute Schauer über den Rücken. Die verwüsteten Geschäfte, die mutwillige Zerstörung von Leben und Lebenswerken. Liege ich da so falsch, wenn ich denke, dass sich spätestens ab diesem Moment keiner mehr damit herausreden konnte, dass er "nichts gewusst" habe?

In der Mediathek des WDR findet sich eine Sendung, die auch die Pogromnacht in Werther und Bielefeld behandet: "Als (auch) im Westen die Synagogen brannten". Hier ist der Link. Die dreiundvierzigeinhalb Minuten, die es dauert, sich die Sendung anzugucken, in der viele Zeitzeugen zu Wort kommen, sind gut investiert.

Ich stolpere immer noch darüber, wie man den 9. November 1938 bezeichnen soll. "Reichskristallnacht" klingt wahrscheinlich wirklich verniedlichend. An diesem Tag ist wesentlich mehr zu Bruch gegangen als nur Kristall. Auf der anderen Seite ist "Pogromnacht" nicht nur ein Zungenbrecher, sondern auch ein Wort, das für meinen Geschmack so steril klingt, dass es die Schrecken dieser Zeit nicht wirklich widerspiegelt. Aber mir fällt auch kein besserer Ausdruck ein.

Meine Güte. 1938 ist noch nicht so lange her. Für Familienforscher sind 80 Jahre keine wirklich lange Zeit. 

Mittwoch, 7. November 2018

1. Weltkrieg: Kriegsteilnehmer aus Isingdorf


(aus: "Das Kirchspiel Werther und der Krieg von 1914-18")
Hausnummer, Nachname, Rufname, Beruf, Dienstzeit, Dienstgrad 
Anführungsstriche (") kennzeichen Brüder. 

Nr. 1, Meyer zum Gottesberge, Julius, Bankbeamter, 1914-1916 (gefallen), Leutnant der Reserve

Nr. 1,   " , Ernst, Landwirt, 1914-1917, Feldwebel

Nr. 1b, Meyer, Hermann, Zimmermann, 1915-1918, Fahrer

Nr. 1b,  " , Wilhelm, Landarbeiter, 1917-1918 (gefallen), Kanonier

Nr. 1b, Althoff, Gustav, Müller, 1918-1919, Musketier

Nr. 1b, Kisker, Gustav, Müller, 1915-1918 (gefallen), Landsturm

Nr. 1b, Kansteiner, Wilhelm, Pächter, 1915-1918, Fahrer

Nr. 1b, Schröder, Wilhelm, Landarbeiter, 1916-1917, Musketier

Nr. 1b, Kansteiner, August, Heuerling, 1914-1918, Obergefreiter

Nr. 1b, Milsmann, August (Vater), Heuerling, 1916-1918, Landsturm

Nr. 1b,  " , Heinrich (Sohn), Tischler, 1917-1918, Musketier

Nr. 1b,  " , Julius (Sohn), Maler, 1917-1920 Musketier

Nr. 1b, Hüttemann, Heinrich, Händler, 1917-1918, Musketier

Nr. 1b, Buthenuth, Heinrich, Knecht, 1916-1919, Fahrer

Nr. 1b, Stockmeier, Wilhelm, Maurer, 1914 (gefallen), Reservist

Nr. 1b,  " , Gustav, Arbeiter, 1914-1918, Fahrer

Nr. 1b,  " , August, Arbeiter, 1916-1919, Gefreiter

Nr. 1b,  " , Heinrich, Arbeiter, 1914-1919, Musketier

Nr. 2, Greve, Wilhelm, Landwirt, 1914-1918, Vizewachtmeister

Nr. 2, Falke, Albert, Knecht, 1915-1918, Gefreiter

Nr. 2b, Engelbrecht, Wilhelm, Kaufmann, 1918, Kraftfahrer

Nr. 2b, Kreft, August, Heuerling, 1914-1919, Musketier

Nr. 2b, Tappe, August, Viehhändler, 1915 (gefallen), Landsturm

Nr. 2b, Walkenhorst, August, Heuerling, 1916-1918, Armeesoldat

Nr. 3, Trebbe, August, Uhrmacher, 1915-1918, Jäger

Nr. 3,  " , Hermann, Landwirt, 1914-1918, Sergeant,

Nr. 3b, Horstmann, August, Kaufmann, 1914-1918 (gefallen), Gefreiter

Nr. 3b, " , Hugo, Kassierer, 1914-1918, Vizefeldwebel

Nr. 3b, " , Wilhelm, Kaufmann, 1915-1918, Gefreiter

Nr. 3b, Voß, Wilhelm, Heuerling, 1915-1919 (gefallen), Landsturm

Nr. 3b, Schlömann, Heinrich, Heuerling, 1914-1918, Landsturm

Nr. 3b, Zurmühlen, Heinrich, Kutscher, 1915-1919, Musketier

Nr. 4b, Blome, Gustav, Monteur, 1914-1917 (gefallen), Unteroffizier

Nr. 4b,  " , Wilhelm, Fabrikarbeiter, 1915-1917 (gefallen), Kanonier

Nr. 4b,  " , August, Schneidergeselle, 1916-1919, Musketier

Nr. 4b, Brockmeier, August, Heuerling, 1915-1918, Landsturm

Nr. 4b, Strathmann, Hermann, Fabrikarbeiter, 1915-1916, Armeesoldat

Nr. 4b,  " , Wilhelm, 1914-1915, Reservist

Nr. 4b,  " , August, Schneider, 1914-1918, Kanonier

Nr. 4b,  " , Gustav, Fabrikarbeiter, 1914-1918, Gefreiter

Nr. 5, Greßhöner, Hermann, Landwirt, 1914-1917, Gefreiter

Nr. 5, Grünkemeier, Wilhelm, Knecht, 1917-1919, Musketier

Nr. 5b, Bollmeier, Heinrich, Dachdecker, 1916-1918, Landsturm

Nr. 6, Linhorst, Gustav, Landwirt, 1914-1918, Gefreiter

Nr. 6, Hengstenberg, August, Heuerling, 1915-1917, Fahrer

Nr. 6b, Vossiek, Wilhelm, Wegewärter, 1916-1918, Fahrer

Nr. 6b, Dreckmann, Wilhelm, Schlosser, 1914-1918, Sergeant

Nr. 7, Obermann, Otto, Landwirt, 1915-1918, Fahrer

Nr. 7,  " , August, Lehrer, 1915-1917, Gefreiter

Nr. 7b, Schmidt, Paul, Schuhmacher, 1915-1918, Füsilier

Nr. 7b, Wulfmeier, August, Heuerling, 1914-1918, Gefreiter

Nr. 9, Gehring, August, Tischler, 1914 (gefallen), Reservist

Nr. 9b, Vossiek, Gustav, Fabrikarbeiter, 1914 (gefallen), Unteroffizier

Nr. 9b,  " , Eduard, Unteroffizier, 1914 (gefallen), Unteroffizier

Nr. 10, Börgelt, Hermann, Landwirt, 1915-1918, Pionier

Nr. 11, Schierenbeck, Wilhelm, Landwirt, 1917 (gefallen), Landsturm

Nr. 11,  " , Julius, 1914-1918 (gefallen), Unteroffizier

Nr. 11b, Zurmühlen, August, Fabrikarbeiter, 1914 (gefallen), Wehrmann

Nr. 11b,  " , Karl, Landwirt, 1914 (gefallen), Kanonier

Nr. 11b, Ewering, Peter, Zigarrenarbeiter, 1915-1916, Jäger

Nr. 12, Upmann, August, Landarbeiter, 1915-1919, Musketier

Nr. 13, Prange, Wilhelm, Landwirt, 1917-1919, Pionier

Nr. 13b, Brockmeyer, August, Fabrikarbeiter, 1914-1920, Wehrmann

Nr. 13b,  " , Wilhelm, Maschinist, 1914-1918, Kanonier

Nr. 13b, Vossiek, August, Zigarrenarbeiter, 1916-1918, Landsturm

Nr. 15, Raabe, Gustav, Lehrer, 1914-1918 (gefallen), Leutnant der Reserve

Nr. 16, Jödemann, Gustav, Landwirt, 1915-1919, Schütze

Nr. 17, Struck, Hermann, Landwirt, 1916-1918, Landsturm

Nr. 17b, Spilker, Gustav, Arbeiter, 1914-1918, Gefreiter

Nr. 18, Stürmann, Fritz (Vater), Landwirt, 1915-1918, Fahrer

Nr. 18,  " , Gustav (Sohn), Arbeiter, 1917-1919, Musketier

Nr. 20, Bußberg, Wilhelm, Landwirt, 1915-1918, Wehrmann

Nr. 21, Kipp, Wilhelm, Maurer, 1914-1915, Reservist

Nr. 21, Lotte, Gustav, Gärtner, 1916-1918, Musketier

Nr. 22, Struck, Wilhelm, Arbeiter, 1915-1918, Gefreiter

Nr. 24, Baumann, Heinrich, Landwirt, 1915-1918, Gefreiter

Nr. 25, Diekmann, Otto, Landarbeiter, 1918, Gardeulan

Nr. 26, Lutterkord, Hermann, Landwirt, 1915-1918, Kanonier

Nr. 27, Buschmann, August, Arbeiter, 1914-1915 (gefallen), Reservist

Nr. 28, Wulfmeier, Wilhelm, Landarbeiter, 1915-1920 Musketier

Nr. 29, Diembeck, Hermann, Landarbeiter, 1917-1919, Musketier

Nr. 30, Kranzmann, Heinrich, Postbote, 1916-1917, Musketier

Nr. 32, Rottmann, Wilhelm, Fabrikarbeiter, 1917-1918, Landsturm

Nr. 32, Speckmann, August, Heuerling, 1915-1918 (gefallen), Kanonier

Nr. 33, Abt, Karl, Landwirt, 1914-1918, Vizewachtmeister

Nr. 33,  " , August, Maschinist, 1915-1918, Gefreiter

Nr. 34, Hüttemann, August, Tischler, 1915-1918, Kanonier

Nr. 35, Wittenberg, Hermann, Landwirt, 1916-1918, Landsturm

Nr. 36, Honsel, Karl, Maurer, 1914-1915 (vermisst), Grenadier

Nr. 36,  " , Gustav, Hilfspostbote, 1918, Musketier

Nr. 37, Redeker, Heinrich, Kaufmann, 1914-1919, Unteroffizier

Nr. 37,  " , Gustav, Landwirt, 1916-1918, Landsturm

Nr. 37,  " , Wilhelm, Uhrmacher, 1914-1918, Musketier

Nr. 39, Krüger, Hermann, Wegewärter, 1915-1916 (gefallen), Landsturm

Nr. 40, Klausmeier, Wilhelm, Fleischer, 1917-1920, Musketier

Nr. 40,  ", Heinrich, Händler, 1918, Musketier

Nr. 41, Tubbesing, Heinrich, Gärtner, 1915-1918, Unteroffizier

Nr. 44, Paar, Heinrich, Wirt, 1914-1918, Sergeant

Nr. 45, Schack, Heinrich, Schuhmacher, 1916-1918, Musketier

Nr. 47, Klausmeier, Hermann, Arbeiter, 1917-1918, Landsturm

Nr. 48, Sudbrack, Heinrich, Landwirt, 1915-1918, Landsturm

Nr. 49, Uffmann, Hermann, Lehrer, 1914-1918, Leutnant der Reserve

Nr. 49, Stedtfeld, Hans, Lehrer, 1914-1918, Unteroffizier


Donnerstag, 25. Oktober 2018

Was wurde aus der Langen Straße 16 in Halle?

Die junge Dame hier auf diesem Foto wäre heute 100 Jahre alt geworden - herzlichen Glückwunsch!


Sie ist meine Oma mütterlicherseits, Martha Sickendiek, geborene Hauffe. Klar, als dieses Foto hier aufgenommen wurde, war sie noch weit davon entfernt. Das muss Anfang, vielleicht auch Frühe Mitte der 30er Jahre gewesen sein. Meine Großmutter wurde sie erst 1973. Ihren Ehering trage ich übrigens heute, und eingraviert sind die Hochzeitsdaten von uns beiden. Einen kleinen Teil von ihr habe ich also seit einiger Zeit ständig am Ringfinger. Nur, dass ich ihn mir den Ring doch etwas weiter machen lassen musste... 

Geboren wurde Martha am 25.10.1918 im Haus Lange Straße 16 hier in Halle (Westf.). Die Lange Straße ist heute als B 68 insbesondere im Berufsverkehr eine echte Geduldsprobe und fürchterliche Lärmquelle, zumindest solange, bis das letzte Teilstück der A 33 fertig ist und die Haller Innenstadt hoffentlich um einiges entlasten wird. Ich meide sie, so gut es geht, aber wirklich gut geht auch das nicht. 

Vor 100 Jahren war das noch ein bisschen anders. Damals kämpften sich keine Blechlawinen vor dem Haus in Richtung Nadelöhr am (seinerzeit noch Königlichen) Amtsgericht vorbei. Soviel kann ich zumindest sagen. 

Was ich dagegen nicht sagen kann: Ich habe keine Ahnung, wie das Haus ausgesehen hat, denn heute steht es nicht mehr. Ich meine zu wissen, dass sich die Hausnummern an der Langen Straßen seit 1918 nicht bzw. nur unwesentlich verändert haben, aber ich lasse mich da gerne eines Besseren belehren. Wenn ich Google Maps nach der Hausnummer 16 frage, dann lande ich genau auf der Kreuzung B 68, Oldendorfer Straße und Bismarckstraße. Die geraden Nummern der Langen Straße sind auf der Seite, von der die Bismarckstraße abgeht. Ich gehe deshalb davon aus, dass das Haus genau dort gestanden hat, wo heute das DRK in einem Neubau arbeitet. Kann das vielleicht jemand bestätigen, oder hat sogar noch jemand Fotos von dem alten Haus? 

Es ist schon merkwürdig, wie sich die Vergangenheit und Gegenwart manchmal vermischen. Im Moment läuft hier in Halle eine rege Diskussion darüber, was denn demnächst mit einigen alten Häusern an der Langen Straße passieren soll; von Abbruch ist - zumindest in der Gerüchteküche - die Rede. Ich fände das persönlich sehr schade, vor allem, wenn man bedenkt, dass es auf der Langen Straße demnächst ja hoffentlich wieder etwas ruhiger zugehen wird. Auch interessiert man sich auf einmal wieder dafür, wer denn alles früher in diesen Häusern gewohnt hat - das kann man inzwischen sogar im Haller Kreisblatt nachlesen. Andererseits gucke ich mir die Häuser an und denke, dass man sich da vielleicht auch früher hätte engagieren können oder müssen: So ganz toll scheint ihr Zustand nicht mehr zu sein, man müsste also einiges an Geld in die Hand nehmen, um wieder etwas aus ihnen zu machen. Unmöglich wäre das aber nicht. Fortschritt muss sein, klar, aber man muss auch nicht immer alles dem Straßenverkehr unterordnen. Was da gebraucht wird, ist ein Plan, und zwar ein guter. Was wollen wir für unsere Stadt? Haben wir hier nicht zu wenig bezahlbaren Wohnraum...? 


Montag, 22. Oktober 2018

Das ZDF entdeckt die Ahnenforschung

Zugegeben, soooo viele Sendungen gucke ich im ZDF nicht, meist nur Wilsberg und Inspector Barnaby (wobei ich die meisten Folgen inzwischen schon nach ungefähr 10 Sekunden erkenne). Und die Nachrichten, die aber dafür in Kurzform in der Mediathek. Und in eben jener Mediathek bin ich per Zufall auf zwei aktuelle Sendereihen gestoßen, die mit Ahnenforschung zu tun haben:

Da gibt es einmal "Geneal - Endlich Ahnung von den Ahnen". Das sind kleine Dokus, die wohl im Rahmen der "Drehscheibe" (ja, die gibt es immer noch!) laufen.

Und dann musste ich nun auch noch feststellen, dass Thomas Anders(!) inzwischen unter die Moderatoren gegangen ist und in einer Sendung namens "Du ahnst es nicht!" auftaucht. Soweit ich es bis jetzt beurteilen kann, wird auf musikalische Zwischendarbietungen verzichtet, und "ganz normale Leute" kommen ins Studio, weil sie etwas über ihre Ahnen hören wollen. Was dann natürlich auch passiert.

Schade, dass bei beiden Formaten eigentlich nicht wirklich etwas über die Forschung als solches gezeigt wird - es werden im Grunde nur die Ergebnisse präsentiert. Das ist in etwa so, als ob sich ein Fernsehkoch vor die Kamera stellt und verkündet, dass er gerade ein ganz fantastisches Gericht gekocht hat, ohne denn zu verraten, wie er den tollen Geschmack denn hinbekommen hat.

Aber immerhin. Es ist ein Anfang. Wenn es Leute dazu bringt, sich mal mit ihrer Familiengeschichte auseinanderzusetzen, dann sehe ich meine Gebühren wenigstens einigermaßen sinnvoll eingesetzt.

PS: Ich hätte gerne neue Folgen von Inspector Barnaby. Müssen auch noch nichtmal synchronisiert sein...!

Freitag, 14. September 2018

"Geburtstag im Hause Gehring"

Ein aufmerksamer Forscherkollege hat sich augenscheinlich an mich und meine Suche nach den Gehrings erinnert, als er die Westfalen-Zeitung von 1950 durchstöberte und dabei auf einen Artikel mit dem oben genannten schönen Titel stieß - und nicht nur das, er hat mir den Artikel auch noch gemailt! Nochmal vielen Dank an dieser Stelle!


Der Jubilar war in diesem Falle Wilhelm Gehring, Bruder meines Uropas August und Bäcker in Theenhausen. Ich habe ihn hier im Blog schon ab und an mal erwähnt, zum Beispiel hier. Wilhelm war am 25.01.1875 in Häger Nr. 33 geboren worden, und der Artikel bezieht sich demnach auf seinen 75. Geburtstag. Ich nehme mal an, dass Uropa August bei der Party auch dabei war!

Der Artikel hat für mich eine wichtige Frage beantwortet, nämlich die, wann Wilhelm seine Bäckerei gegründet hat: Im Jahre 1900, als er 25 war. Da war er schon frischgebackener Vater und und auch frisch verheiratet, und zwar genau in dieser Reihenfolge. Dieses kleine Detail lässt der Artikel bezeichnenderweise aus... Schwamm drüber.

Die Bäckerei hatte die Adresse Theenhausen Nr. 35 und lag mitten im Ortskern, wenn man so will. Heute findet man dort die Bäckerei Welter.

Ich weiß nicht warum, aber aus irgendeinem Grunde bin ich immer davon ausgegangen, dass es sich um eine kleine Landbäckerei handelte, die ganz einfach die Theenhausener und vielleicht auch noch die Rotenhagener mit Brot und Brötchen versorgte. Werther und Häger waren in dieser Hinsicht ja auch gut versorgt. In Häger übrigens von der eigenen Familie: Bäcker Gustav Wefing war Wilhelms Schwager, denn er hatte im Jahr 1902 seine - also Wilhelms - Schwester Louise geheiratet.

Man kann sich also meine Verblüfftheit vorstellen, als ich dann im Artikel las, dass 1950 tatsächlich "20 Fachkräfte und Hilfsarbeiter unter der immer noch umsichtigen Leitung des sehr rüstigen, tatkräftigen und lebensfrohen Meisters" arbeiteten. Das Unternehmen war also längst nicht so klein, wie ich gedacht hatte...

Deshalb nun mein Gedanke: Wer hat bei Gehring gearbeitet? Es müsste doch eigentlich auch heute noch Leute geben, die sich daran erinnern können, dass sie jemanden kannten, der bei Gehring Brot und Brötchen gebacken hat, oder? Falls ja - ich bin für jede Info dankbar. Seinen Sohn Gustav Gehring, der im Artikel erwähnt wird, habe ich jedenfalls nicht mehr fragen können, denn er ist schon 1957 im Alter von nur 51 Jahren gestorben.

Was auch erstaunlich ist: Ich glaube nicht, dass ich ein Foto von Wilhelm oder seinem Nachwuchs habe (oder wenn, dann kann ich ihn auf den Fotos, die ich habe, nicht identifizieren). Falls da jemand weiter ist als ich - immer gerne! 


Dienstag, 28. August 2018

Merkwürdige Träume...

Letzte Nacht habe ich sogar von meiner Forscherei geträumt. 

Ich war in einem alten Gebäude, aber nicht alleine. Irgendjemand war bei mir, denn dieser Jemand meinte, unbedingt eine Mauer im Inneren dieses Gebäudes einreißen zu müssen, weil er mir unbedingt etwas zeigen wolle. Gesagt, getan - ich stand also vor einem Haufen roter angedötschter Ziegel und blickte auf... noch eine Wand, aber dieses Mal aus Beton. Und auf dieser Wand standen Geburts- und Todesdaten meiner Vorfahren Wilhelm Deppermann und Catrina Ilsabein Schwentker, und zwar extrem gut leserlich.

Das Blöde war nur, dass das Geburtsdatum des Herrn Deppermann nicht mit dem in meinem Stammbaum übereinstimmte und er danach am 9. Oktober 1760 in Dornberg geboren war, und zwar als Johann Wilhelm Deppermann. Und das bedeutete natürlich, dass ich mit meiner gesamten Deppermann-Linie komplett falsch lag...

Als ich aufwachte, musste ich mich erst zweimal schütteln, so real war diese Situation. Vor allem, weil ich auch die konkreten Daten gleich mitgeträumt habe (wenn es doch immer so einfach wäre!). Zählt das eigentlich als Albtraum?!

Egal.

[Ich habe auch schon mal geträumt, dass ich mit einem Klemmbrett in der Hand Eisbären auf einer Wiese in Amshausen zählen musste. Ich denke mal, der Realitätsgehalt ist ähnlich zu bewerten.]

Dienstag, 7. August 2018

Peregrina sind keine Hobbits

Um 1800 herum findet man in den Wertheraner Kirchenbüchern bei den Geburtseinträgen ab und an mal das Wörtchen "Peregrina", und zwar meist neben oder unter der Hausnummer.

Das erste, was mir dabei in den Sinn kam, war zugegebenerweise der Hobbit ähnlichen Namens. Das zweite war Wikipedia, und Wikipedia erzählt mir, dass es sich bei einem "peregrinus" entweder um einen Wanderfalken mit einer Flügelspannweite von immerhin bis zu 114 Zentimetern handelt oder aber um einen "Fremden".


"Peregrina" im Sinne des Wertheraner Kirchenbuchs sind also Leute, die sich nicht dauerhaft in Werther aufhielten. Ich habe schon mehrere Kinder gefunden, die "auf der Durchreise" geboren wurden, wobei man sich dann immer fragt, warum eine augenscheinlich hochschwangere Frau dann überhaupt unterwegs war und wohin. Es kann aber auch sein, dass jemand einfach nur auf Besuch bei Verwandten war, bei der eigenen Mutter zum Beispiel. Eben bei jemandem, den man gerne dabei hat, wenn's kritisch wird.

Weshalb diese "Wandervögel" in Werther ausgerechnet als "Peregrina" bezeichnet werden, bleibt trotzdem ein kleines Rätsel. Wenn ich mich richtig erinnere, was mir mein Lateinlehrer damals in der Quarta am KGH versucht hat einzutrichtern, dann ist der Plural von "peregrinus" immer noch "peregrini". Oder war damit nur die Mutter gemeint, und auf den Vater kam es in dem Zusammenhang gar nicht an...?

Mittwoch, 11. Juli 2018

Mundklemme

Es gibt Todesursachen, bei denen man besser doppelt hinguckt, nur um sicherzugehen, dass man sich auch nicht verlesen hat. Die "Mundklemme" gehört bestimmt dazu, insbesondere dann, wenn man sie in einem Eintrag findet, den Pastor Eggerling mit seiner kratzigen Schrift im Wertheraner Kirchenbuch niedergelegt hat.

Gefunden habe ich diese "Mundklemme" beim ungetauften Sohn des Ackerbürgers Hartwig Heinrich Horstmannshoff und seiner zweiten Frau, Marie Elisabeth geb. Dulige aus Ascheloh. Der Kleine war am 20.09.1863 in Werther Nr. 61 geboren worden und ist am 26.09.1863 dann schon wieder dort gestorben; beerdigt wurde er am 29.09.1863 (Quelle: Kirchenbuch Werther, Sterbeeinträge Stadtgemeinde, 49/1863).

Zuerst konnte ich mir unter einer Mundklemme nicht wirklich etwas vorstellen. Ich hatte den Begriff als solchen noch nie gehört. In solchen Fällen befragt man, wie könnte es anders sein, das Internet. Bei GenWiki konnte ich bei den Krankheitsbezeichnungen zwar Mundbrand, Mundfäule, Mundhitze und Mundschwamm finden - was sich alles auch nicht wirklich gut anhört und meist mit Infektionen und Bakterien zu tun hat -, aber keine Mundklemme. Also weiter zur Allzweckwaffe wikipedia.

Dort wird man direkt zum Artikel "Kieferklemme", medizinisch: Trismus, weitergeleitet. Darunter leidet man, wenn man wegen eines tonischen Krampfes der Kaumuskulatur den Mund nur ganz wenig oder sogar überhaupt nicht öffnen kann. Das kann entweder durch eine Entzündung des Kiefergelenks oder seiner unmittelbaren Umgebung oder aber durch einen Bruch des Unterkiefers bedingt sein. Auch Wundstarrkrampf kommt als Ursache in Frage.

Wenn ich so darüber nachdenke, dann erscheint mir eine so schwere Entzündung direkt nach der Geburt doch eher unwahrscheinlich, so dass ich eher davon ausgehe, dass diese eine ziemlich schwere Geburt war, die vielleicht nicht so ganz komplikationslos verlaufen ist. Wundern würde es mich nicht; schließlich war die Mutter schon fast 41 Jahre alt; nur zwei Tage nach dem Tod ihres Kindes hatte sie Geburtstag. 

Ich bin ja nun keine Medizinerin, also könnte es auch anders gewesen sein. Aber ich kann mir vorstellen, dass sie es damals einfach nicht geschafft haben, den kleinen Wurm damals mit ausreichend Nahrung bzw. Flüssigkeit zu versorgen. Kein Wunder, wenn er dann keine sechs Tage alt geworden ist, und selbst diese paar Tage dürften für ihn alles andere als angenehm gewesen sein. Wenn man ehrlich ist, dann war die Mundklemme wohl nur nur die indirekte Todesursache. Dehydration dürfte die direkte gewesen sein. Um es ganz brutal zu sagen: Wahrscheinlich ist der Kleine verdurstet.

Heute kann man Trismen übrigens medizinisch in den Griff bekommen, entweder durch die Behandlung der sie verursachenden Entzündung (Stichwort: Antibiotika) oder aber durch Dehnungsübungen mit Holzspateln, am besten unter wärmendem Rotlicht. Zur Not muss halt operiert werden. Auch gegen die Dehydration kann man mittels Infusionen wirksam anarbeiten.

Wäre der Kleine also heute zur Welt gekommen, dann hätte er seine Mundklemme vermutlich überstanden (oder es wäre gar nicht erst zu einer gekommen).

Soviel zu den guten alten Zeiten.


Samstag, 30. Juni 2018

Halbzeit!

Der 30. Juni, die Halbzeitbilanz für dieses Jahr ist fällig.

Meinen eigenen Stammbaum habe ich ziemlich links liegen lassen. Eigentlich habe ich nur die Geburten von 1907 eingetragen; der Rest war Kleinkram: Ich bin immer noch dabei, die Daten und Orte zu editieren, die mir vor fünf(!) Jahren bei der Umstellung von Family Tree Maker zu Ages so durcheinandergekommen waren, und ein paar Quellen zu bereinigen und in eine einheitliche Form zu bringen, wenn ich denn schon mal dabei bin. Ist eine Arbeit für sich, aber irgendwer muss sie ja machen...

Den Stammbaum meines Gatten habe ich komplett vernachlässigt. Ich glaube, das einzige Datum, das ich eingetragen habe, war der Tod einer seiner Tanten im Frühjahr.

Was sich dagegen richtig schön entwickelt, das ist Werthers Gedächtnis. Seitdem ich Ende letzten Jahres beschlossen hatte, dass ich nicht nur die Quellen einfügen, sondern in meinem jeweiligen Krikelausdruck (ist das überhaupt ein Wort?) auch mehr Platz für meine zahlreichen handschriftlichen Ergänzungen haben will und ich nun deshalb dazu übergegangen bin, immer den entsprechenden Platz für die jeweiligen Daten zu lassen, ist mein Forscherleben wirklich einfacher geworden, auch wenn es mit dem Ausdrucken nun länger dauert (alleine Buchstabe H hat im Moment schon 569 Seiten).

Dafür muss ich jetzt nicht mehr so oft drucken wie früher, damit ich meine Ergänzungen überhaupt noch lesen kann (und schlechter als die von Pastor Eggerling ist meine Handschrift auch nicht!), und vor allem kann ich besser sehen, wo ich noch Lücken habe. Es gab ja Zeiten, als Archion noch nicht online war und ich mir immer stapelweise mehr oder minder brauchbare Kopien im Archiv am Bethelplatz gezogen habe, so dass ich da nicht ganz so systematisch vorgehen konnte wie heute. Insgesamt hat sich der Systemwechsel also gelohnt.

Kleine Bemerkung am Rande: Das Editieren und Fußnotensetzen lässt sich übrigens ganz hervorragend nebenbei beim Fußballgucken machen... ;-)

Samstag, 23. Juni 2018

1907 in Werther: Wer bekam eigentlich die Kinder?

Nachdem die neulich schon mal die Namensgebung im Jahre 1907 ein bisschen genauer unter die Lupe genommen habe, konnte ich nun nicht umhin, mir einmal die Berufe der Väter ebenjener Kinder anzugucken. Ich bin mit 44 nun in dem Alter, in dem sich auch in meinem Freundes- und Bekanntenkreis herauskristallisiert, wer denn nun Kinder haben wird oder nicht (jedenfalls im weiblichen Teil, bei den Herren funktioniert die Biologie ja etwas anders), und mehr als einmal habe ich die Bemerkung gehört, dass ein Kind "jetzt gerade irgendwie ungünstig" wäre, weil man gerade noch in der Ausbildung, mitten im Studium, am Anfang der Karriere oder wo auch immer sei. Meine Generation ist im Grunde die erste, die wirklich die Wahl hat, ob sie sich fortpflanzen will oder nicht, und wenn ja, dann wann.

Aber zurück ins Jahr 1907: Welche Berufe hatten die Väter, deren Frauen diese Wahl nicht hatten?

Am stärksten ausgeprägt war der landwirtschaftliche Bereich: 16 Väter wurden als Neubauern bezeichnet, dazu kamen noch 13, die als Colon oder Landwirt angegeben waren. Das waren also insgesamt 29 Bauern mit einem eigenen Hof. Dann gab es noch 8 Ackersmänner, immerhin 21 Heuerlinge und je einen Tagelöhner, Knecht und Pächter.

Das klassische Handwerk war mit insgesamt 39 Vätern vertreten: Je 7 Tischler und Maurer, 5 Schneider, je 3 Müller, Bäcker und Schmiede, je 2 Zimmermänner, Schlosser und Ziegler, und dann noch je ein Stellmacher, Drechsler, Sattler, Gerber und ein Maler und Glaser, die letzten beiden Berufe gestern wie auch heute noch gerne in Personalunion.

Die dritte Gruppe, die ich ausmachen konnte, war die, die in Industrie, Fertigung und Handel tätig war, und das waren immerhin 45 der frischgebackenen Väter: 18 Zigarrenarbeiter, 12 Fabrikarbeiter, je zwei Kaufmänner, zwei Buchhalter und Weber, und je ein Werkführer, ein Werkmeister, ein Arbeiter, ein Brockenarbeiter, ein Kassengehilfe, ein Sägemüller, ein Viehhändler und ein Holzschuhfabrikant.

Ach, und dann gab es da noch drei Herren, die irgendwie in keine dieser drei Gruppen passen wollten: Drei Briefträger und ein Lehrer. 

Und um die eingangs gestellte Frage zu klären: Die Kinder bekamen, damals wie heute, die Frauen. Also diejenigen, bei denen kein Beruf eingetragen war...

Samstag, 9. Juni 2018

Wer heiratet eigentlich im Winter?

Wie es aussieht, bekommen wir ja dieses Jahr einen richtig schönen Sommer, jedenfalls wenn es so weiter geht wie bis jetzt. Während ich mich trotzdem ins Haus verzogen habe, um ein bisschen an Werthers Gedächtnis herumzueditieren, während in der ARD "Trooping the Colour" läuft (Lisbeth trägt dieses Mal auch passend zum Wetter himmelblau) und Rolf Seelmann-Eggebert und Co. ab und an auch noch mal auf die Hochzeit von Harry & Meghan zu sprechen kommen, kam mir plötzlich eine Frage:

Wer heiratet eigentlich im Winter? Im Sommer ist das Wetter doch wesentlich besser...?!


Die Antwort habe ich im Grunde direkt vor mir liegen: Entweder die, denen es egal war, oder die, die es mussten.

Zur ersten Gruppe gehörten meist diejenigen, bei denen es sich nicht um die erste Eheschließung handelte und die nicht mehr zur gesetzteren Generation zu zählen waren, also meist so ab 40 aufwärts. Das gilt umso mehr, wenn auch die Gattin schon die Menopause erreicht hatte.

Zur zweiten Gruppe (und das ist für mich eigentlich die interessantere) zählen diejenigen, die sich aus "gesellschaftlichen Gründen" nicht allzu lange Zeit lassen konnten mit der Eheschließung - wenn eine unverheiratete Frau im Dezember merkte, dass sie schwanger ist, dann ließ sie sich meist nicht gerade bis Juni Zeit, um mit dem Kindsvater in den Ehestand zu treten: Da war eine Hochzeit bei unwirtlichem Wetter im Januar oder Februar einem unehelichen Kind in den allermeisten Fällen vorzuziehen... die Gerüchteküche dürfte trotzdem gebrodelt haben. Machen wir uns da doch mal nichts vor. Das hat sich bis heute nicht geändert.

Bei dieser Gruppe habe ich mir übrigens angewöhnt, die Taufregister ab dem Zeitpunkt nach dem ersten Kind zu durchforsten - in den allermeisten Fällen habe ich es dann auch ziemlich schnell gefunden ;-) Nicht, dass mir da noch ein Kind entgeht...!

In den letzten Jahrzehnten hat sich übrigens noch eine dritte Gruppe herauskristallisiert, die es so in den Jahrhunderten davor nicht gab: Diejenigen, die gemerkt haben, dass man rückwirkend die Steuervorteile für das gesamte vergangene Jahr geltend machen kann, selbst wenn man gerade noch auf den letzten Sticken am 31. Dezember vor den Standesbeamten tritt. Aber das ist, glaube ich, noch mal eine ganz andere Geschichte...


Montag, 28. Mai 2018

Ahnenforschung im Dorfladen

Nur als kleiner Hinweis für alle, die sich am Freitag Nachmittag (01.06.18) etwas Gutes tun oder auch einfach nur den Brückentag sinnvoll nutzen wollen:

Unter dem Motto "Flug durch Raum und Zeit" referiert Uwe Gehring darüber, dass man mit Ahnenforschung mehr erreichen kann als einfach "nur" die Kenntnis der eigenen Abstammung. Beginn ist um 16.00 Uhr im Dorfladen in Häger.

Auch das HK hat schon berichtet; hier ist der der Link.

Und nur für den Fall, dass sich jemand fragt, ob der August Gehring, der auf dem Foto im HK zu sehen ist, derselbe August Gehring ist, der hier im Blog ab und an mal als mein Uropa August auftaucht: Ja, ist er ;-) 

04.06.18: Kleiner Nachtrag 

Wow, die Veranstaltung war wirklich gut besucht! Wer mehr darüber wissen will, der muss heute nur ins Haller Kreisblatt gucken. Zumindest im Moment steht der Artikel nicht online, so dass ich hier keinen Link einfügen kann, aber vielleicht gibt es ja noch andere Zeitungsleser als mich...

04.06.18, nachmittags: Noch ein Nachtrag

Jetzt steht der HK-Artikel auch im Netz. Hier ist der Link.

Sonntag, 27. Mai 2018

Eine kleine Anmerkung zum Datenschutz (und eine kleine Tirade)


Ach ja, die Datenschutzgrundverordnung - wieder mal so ein Regelwerk, das an sich gute und legitime Absichten (also den respektvollen Umgang mit unseren personenbezogenen Daten) handwerklich so unglaublich schlecht umsetzt!

Wer ein bisschen Ahnung von der Materie hat, der wird - falls er sich überhaupt die Mühe macht, mal in die DSGVO reinzugucken - bemerken, dass sie vor unbestimmten Rechtsbegriffen nur so wimmelt, und das macht sie so kompliziert. Wie kompliziert, das wird der EuGH in den nächsten Jahren zu entscheiden haben. Die Damen und Herren dort werden wahrscheinlich mehr Arbeit bekommen, als ihnen lieb sein dürfte.

Um es klar zu sagen: Ja, ich nehme den Datenschutz ernst. Aber weil das hier eine reine Hobbyseite ist, verarbeite ich hier auch keine personenbezogenen Daten zu gewerblichen Zwecken. Erst recht verkaufe ich keine.

Die einzigen Daten, die ich sammle, und die ich dann hinterher auch speichere, betreffen Leute, die schon längst tot sind. Oder mit mir verwandt, aber auch nur dann, wenn sie mir die Daten in Kenntnis der Tatsache geben, dass sie dann in meinem Stammbaum auftauchen. Und diese Daten gebe ich dann auch nicht weiter an andere Forscher, es sei denn, ich habe das explizite Okay dazu.

Ich bin keine Datenkrake. Ich bin nicht Facebook oder Google, ich verdiene kein Geld mit diesem Blog hier (dafür habe ich immer noch einen Hauptjob), und ich schalte auch keine Werbung. Ich will noch nicht einmal irgendwelche Wahlen auf diesem oder einem anderen Kontinent manipulieren. Wer sich über diesen Blog mit mir austauscht, der macht das freiwillig. Weil ihm Familienforschung Spass macht. Nicht mehr und nicht weniger.

Basta.

Anstatt mit dieser Verordnung eine solche Hysterie auszulösen, hätte man sich vielleicht vielmehr überlegen sollen, wie man denn den Leuten beibringt, mit ihren eigenen Daten verantwortungsvoll umzugehen. Da ist jede Naivität fehl am Platz. Und wer ein bisschen nachdenken kann, dem müsste das eigentlich auch völlig bewusst sein. Deshalb ist es die Entscheidung jedes einzelnen von uns, ob wir Fotos von uns, unseren Kindern oder unserem Essen in sozialen Netzwerken posten und jeden Scheiß, den man auf Facebook findet, kommentieren. Oder ob wir bei jedem Einkauf die EC-Karte zücken oder uns von unseren Mobiltelefonen ständig orten lassen.

Denken hilft.

Aber es kann nicht sein, dass ein Gesetz, das hauptsächlich dazu dienen soll, dass mit unseren Daten nicht einfach jeder Unfug getrieben kann, in eine solche Paranoia ausartet, dass es wirklich hanebüchen ist.

Plötzlich tauchen in E-Mail-Verteilern, in denen ich seit Jahren bin, nicht mehr die E-Mail-Adressen der anderen Leuten auf, obwohl ich sie seit Jahren kenne. Meine Lokalzeitung druckt seit dem 25.05.18 keine Familiennachrichten mehr ab, weil es ja ein zu großer Verwaltungsaufwand wäre, die ganzen Leute vorher um ihre Einwilligung zu bitten. Jeder Sportverein hat jetzt ein Problem (oder glaubt das zumindest).

Meine Güte.

Wenn das der Sinn der Verordnung ist, dann ist sie wirklich gut gelungen. Ansonsten.... nicht.

Beim nächsten Post geht es wieder um das eigentliche Thema.


Montag, 14. Mai 2018

Auswanderer im ZDF

Bei "Terra X" gab es gestern Abend einen auch für Familienforscher ganz interessanten Beitrag über Auswanderer in die USA. Unter anderem war man zur Veranschaulichung auch im Deutschen Auswandererhaus in Bremerhaven. Für solche Sendungen bezahlt man doch schon fast gerne Gebühren ;-)

Die Sendung selbst kann man sich noch für eine ganze Weile in der ZDF-Mediathek ansehen. Hier ist der Link.

Mittwoch, 9. Mai 2018

Familienforschung ohne Kirchenbücher - geht das überhaupt?

Vortrag von Bernd Klumpe-Scheel beim Historischen Verein für die Grafschaft Ravensberg (AG Genealogie) am 08.05.18

Das ist ein Thema, das augenscheinlich viele Familienforscher beschäftigt, denn trotz herrlichstem Grill- und Sommerwetter in einer Woche mit Feiertag waren von uns gleich mehrere Dutzend erschienen. Also: Wie kann man dem eigenen Stammbaum noch ein paar Namen und Daten hinzufügen, wenn man kein Kirchenbuch zur Hand hat, zum Beispiel, weil es irgendwann in den letzten 300 Jahren verbrannt ist?

Um es gleich vorwegzunehmen: Ja, es kann gehen, wenn auch nicht immer. Es ist nur - und das ist der große Haken! - mit Arbeit verbunden. Das Zauberwort heißt also "suchen, suchen, und nochmals suchen".

Das bedeutet aber auch, dass man sich erst einmal kundig machen sollte, welche Quellen es denn überhaupt noch gibt, was wiederum voraussetzt, dass man eine Ahnung davon hat, welche Arten von Quellen überhaupt existiert haben. Und an dieser Stelle setzte der Vortrag an: Warum führte man als Feudalherr diese und jene Liste? Ganz einfach: Um sein Vermögen zu verwalten und wenn möglich auch zu vermehren. Machen wir uns nichts vor: Zu Zeiten der Eigenbehörigkeit stellten auch die Eigenbehörigen mit ihrer Arbeitskraft und den Abgaben, die sie zu zahlen hatten, einen Wert dar, den man möglichst ausschöpfen wollte. Warum führten Behörden Verzeichnisse? Um Steuern und Abgaben zu erheben. Und auch damals schon hatte man als "Verwalteter" Gebühren für diverse Eintragungen zu bezahlen. Manche Dinge scheinen sich seit einem halben Jahrtausend nicht geändert zu haben...

Ein paar Quellen, die Herr Klumpe-Scheel aufzählte, waren die offensichtlichen, also zum Beispiel das Grundbuch und seine kleine Schwester, die Grundakte. Diese Grundakten sind im Grunde Wundertüten - man weiß nie genau, was einen erwartet, bis man nicht selbst mal reingeguckt hat. Neben den Aufzeichnungen über die einzelnen Parzellen kann man darin nämlich beispielsweise auch Testamente finden, seien es die Originale, seien es die Abschriften, und in Testamenten sind ja meistens die einzelnen Familienangehörigen bedacht (oder eben auch nicht) und vor allem auch namentlich benannt.

Bei den Akten der Feudalherren finden sich verschiedene Register, die allerdings meist chronologisch geordnet sind, so dass man unter Umständen Hunderte von Seiten durchgucken muss, um den einen entscheidenden Eintrag zu finden, der einen dann doch noch weiterbringt. In den Staatsarchiven findet man die Wechselbücher und Wechselzettel, die veranschaulichen, wie im Falle einer Heirat eines Eigenbehörigen mit dem Eigenbehörigen eines anderen Herren die Eigenbehörigen ausgetauscht, also "verwechselt" wurden, damit der Bestand gleich blieb. Da ist dann meist die Zuordnung der einzelnen Personen zu einem bestimmten Hof das Problem. 

Quellen, die einen auch noch weiterbringen können, die aber nicht so bekannt sind, sind zum Beispiel die "Kinderbücher". Die haben nun nichts mit dem heutigen Begriff zu tun, denn es handelt sich nicht um Bücher für Kinder, sondern um Bücher über Kinder. Oben wurden die Eltern aufgelistet, und darunter die Kinder, oft mit einem Vermerk, was aus ihnen wurde (also ob sie starben oder ob sie an jemanden verwechselt wurden). Das war der Moment, in dem ich für mich dachte, "Hmmm - Werthers Gedächtnis ist im Grunde auch so aufgebaut...!"

Der Vortrag endete mit einem Überblick dessen, was man denn mit dieser Flut von gesammelten Daten anstellen kann. Man kann sie in seinem stillen Kämmerlein aufbewahren und auf Anfrage herausrücken (das ist im Moment das, was ich mache). Man kann sie in einem Buch verewigen, ganz klassisch. Oder man kann sie ins Netz stellen - und das ist genau das, was bei Herrn Klumpe-Scheel folgen wird: Die Homepage RavensbergerHöfe.de ist schon reserviert, nur die technische Umsetzung gestaltet sich aufgrund der schieren Datenmenge recht schwierig. In ungefähr sechs Wochen soll es aber laut jetzigem Stand soweit sein - und darauf freue ich mich jetzt schon! Ich verspreche hoch und heilig, dass ich zu den regelmäßigen Nutzern gehören werde... ;-))) 








Freitag, 27. April 2018

Mitten in der Stadt war früher auf dem Land...


Irgendwann fiel mir auf, dass sich Ende des 19. Jahrhunderts die Todesfälle in Arrode Nr. 13 nur so knubbelten. Kein Wunder, denn es handelte sich um das St. Jacobi-Stift, das sich ab 1875 vom "Pflegehaus" im Laufe der Jahre zu einem "richtigen Krankenhaus" entwickelte. Das war zu einer Zeit, als Krankenhäuser noch nicht wie reine Wirtschaftsunternehmen geführt werden mussten und man es noch wichtig fand, auch in einer Kleinstadt zumindest eine Primärversorgung vor Ort zu haben, die man sich heute nicht mehr leisten kann.

Inzwischen ist das Krankenhaus schon längst wieder abgerissen und damit ein abgeschlossener Teil der Geschichte. Wer Bilder sehen will, der muss nur mal "Krankenhaus Werther" in die Google-Bilder-Suche eingeben. An seiner Stelle und Stätte findet man aber wieder ein Jacobistift - dieses Mal in Form eines Seniorenheims, unten an der Mühlenstraße.

Was heute so selbstverständlich mitten in der Stadt liegt, war in früheren Zeiten tatsächlich Teil der Landgemeinde: Die Menschen, die im Jacobistift das Zeitliche segneten (und das waren bei weitem nicht nur Wertheraner, sondern auch diverse Leute aus den umliegenden Dörfern außerhalb des Kirchspiels), finden sich also in den Kirchenbüchern nicht auf den Seiten des Stadtgebiets. Es kann jemand also sein ganzes Leben mitten in Werther neben der Kirche gewohnt haben, er kann dort geboren sein, geheiratet haben und seine Kinder bekommen - wenn er aber 300 Meter Luftlinie weiter im Jacobistift (= in Arrode) gestorben ist, dann muss man den anderen Teil der Kirchenbücher bemühen.

Schon allein deshalb lohnt sich immer ein Blick in die Beerdigungen der Landgemeinde.

Anders herum ist es übrigens ähnlich: Jeder Wertheraner weiß auch heute noch genau, wo diejenigen geboren sind, in deren Personalausweis noch "Isingdorf-Arrode" steht...!

Eine E-Mail-Adresse für die Familienforschung

Jetzt habe ich es also doch getan - ich habe eine E-Mail-Adresse für diesen Blog hier eingerichtet. Sie lautet ganz schlicht

werther203[at]gmx.de

Wer mir etwas schreiben will, ohne einen Kommentar zu hinterlassen, der kann das nun also ganz problemlos tun. Klar, das "[at]" sollte man beim Tippen durch das entsprechende Zeichen auf der Tastatur ersetzen.

Und natürlich habe ich mir auch etwas bei der Adresse gedacht: Werther Nr. 203 war das Haus, in dem ich in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts eine richtig glückliche Kindheit verbringen durfte, auch wenn zu dem Zeitpunkt dann doch schon die Straßennamen in Gebrauch waren (soo alt bin ich nun auch wieder nicht!). Und schon muss ich wieder über mich selbst grinsen, weil alles bei mir irgendeine Bedeutung haben muss...

Bis jetzt hatte ich mich dagegen gesträubt, hier eine E-Mail-Adresse zu veröffentlichen, aus dem einfachen Grunde, weil ich keine Lust auf Unmengen von Spam hatte. Ich hoffe mal, dass sich die Spam-Flut durch den At-Trick etwas eindämmen lässt. Letzten Endes denke ich aber, dass der Nutzen für alle größer sein wird. Also:

Ich freue mich auf Post!

Mittwoch, 11. April 2018

Lektion gelernt: Zwillinge (Teil 3)

Als ich damals anfing, die Linie von meinem nach Ostwestfalen "importierten" Urgroßvater Willy Hauffe zu erforschen, war das, was mir meine Mutter über diesen Teil der Familie sagen konnte, eher rudimentär. Kein Wunder, denn im Grunde kamen alle Informationen, die sie hatte, über ihre Mutter, so dass das bisschen, mit dem ich anfangen musste, aus mindestens zweiter Hand kam.


Darunter war auch die Information, dass Willy einen Zwillingsbruder gehabt haben sollte, und zwar Waldemar. Abgesehen davon, dass ich dabei auch damals schon entweder an weißbiertrinkende Sportmoderatoren dachte oder zumindest an kurzbeinige Jagdhunde, die ständig Rücken haben, fand ich den Namen allein schon eher stammbaum-untypisch, obwohl ich zugeben musste, dass ein Zwillingspärchen namens "Willy und Waldi" doch eigentlich nicht ganz unwahrscheinlich klang. Alliteration sei Dank. 

Weil ich die Reste seines alten Personalausweises in die Finger bekommen hatte, wusste ich, dass Willy am 27.05.1896 in Burg bei Magdeburg geboren war. Nach der Familienlogik hätte ich Waldemars Geburts- bzw. Taufeintrag dann ja auch in der unmittelbaren Nähe finden müssen...

... aber: Nein. Willy war definitiv ohne Zwillingsbruder zur Welt gekommen.

Aber wie konnte die Waldemar-Legende denn nun zustande kommen?

Ich saß also eines schönen Tages im Magdeburger Archiv und guckte die Taufen aus Burg durch, von hinten nach vorne, denn ich hatte auch noch gehört, dass Willy und Waldemar zwei ältere Schwestern namens Agnes und Else gehabt haben sollen. Das erwies sich übrigens als wahr, und es gab auch noch einige Geschwister mehr. Aber Waldemar fand ich in Burg trotzdem nicht. Auch nicht nach 1896.

Um es kurz zu machen: Ich habe Waldemar dann doch noch gefunden, und zwar zwei Tage später im Archiv in Brandenburg. Er war schon am 28.12.1880 geboren, und zwar in Klein Kreutz.

Zwischen Willy und Waldemar lagen also Pi mal Daumen fünfzehneinhalb Jahre!!!

Uff. Damit war die Zwillingstheorie gestorben, und ich kann mir auch nicht erklären, wie sie überhaupt zustande gekommen sein könnte. Vielleicht sahen sich die beiden ja wenigstens ähnlich?! 

Lektion gelernt: Wenn Dir jemand aus der Familie erzählt, dass sein Großvater ein Zwilling gewesen sein soll, dann glaube das erst, wenn Du die Geburtseinträge auch tätsächlich selbst gesehen hast. Ansonsten könntest Du glatt eineinhalb Jahrzehnte daneben liegen.

Von Waldemar weiß ich übrigens, dass er mindestens bis 1932 gelebt hat. Da steht er im Adressbuch von Burg; er war Arbeiter und wohnte im Breiten Weg 49, und zwar in der ersten Etage. Was danach mit ihm passiert ist, ob er geheiratet hat oder ob er Kinder hatte, das weiß ich bis heute nicht. Wenn also jemand einen Waldemar Hauffe im Stammbaum hat, auf den diese Informationen zutreffen... bitte einfach hier einen Kommentar hinterlassen!

Freitag, 30. März 2018

Die Geburten in Werther im Jahre 1907 - eine kleine Statistikspielerei

Im Moment bin ich gerade dabei, die Geburten des Jahres 1907 in "Werthers Gedächtnis" einzuarbeiten. Wenn mich in letzter Zeit jemand im "Schloss" in Werther angetroffen hat, wo ja inzwischen Bücherei und Stadtarchiv untergebracht sind, und sich gewundert hat, warum ich so frenetisch vor einem alten Buch sitze und vor mich hinschreibe, dann ist das die Erklärung: Ich habe die 154 Geburten fein säuberlich abgepinnt. Inzwischen bin ich ziemlich gut und ziemlich schnell darin, was ja auch kein Wunder ist, weil die Einträge im Grunde immer nach demselben Schema aufgebaut sind. Ein paar Stunden hat es dann trotzdem gedauert.

Als ich den kompletten Jahrgang dann in meinem Ringbuch stehen hatte, erwachte dann wieder die kleine Statistikerin in mir... und hier ist nun das Ergebnis.

Die Basisfakten:

männlich: 73
weiblich: 81
ev./luth.: 153
andere: 1
ehelich: 149
unehelich: 5
Einzelgeburten: 150
Mehrlingsgeburten: 4
totgeboren: 0
lebend geboren: 154

Die Mädchen waren also eindeutig in der Mehrzahl. Man kann sich denken, was das in einer Kleinstadt bedeutete, zumal der Jahrgang 1907 ja zu denen gehörte, die gleich zwei Weltkriege mitmachen mussten: Den ersten noch als Kinder zwischen sieben und 11 Jahren, den zweiten dann als Erwachsene in dem Alter, in dem man eigentlich damit beschäftigt sein sollte, sich eine Existenz aufzubauen. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs würden diese Kinder hier 31 oder 32 Jahre alt sein. Das heißt auch, dass die meisten der kleinen Jungen hier irgendwann in Uniform steckten und Glück hatten, wenn sie den Krieg überhaupt überlebten. So, wie ihre Väter eine Generation davor.

Das eine "andere" Kind war übrigens nicht katholisch, sondern "mosaisch", also jüdisch: Familie Sachs in Werther Nr. 76 hatte Nachwuchs bekommen, ein Mädchen namens Hedwig. Den Holocaust erlebte sie nicht, denn nach meinen Informationen ist sie schon 1909 wieder gestorben.

Es gab zwei Zwillingspärchen; alle anderen waren Einzelgeburten. Totgeburten habe ich nicht gefunden.

Richtig Spass machte mir die Auswertung der Vornamen - so langsam kam man in der Zeit an, in der man nicht mehr jedes Kind nach seinen Paten benannte. Man wurde insgsamt zumindest etwas kreativer, auch in der Anzahl der Namen, die man seinem Nachwuchs mit auf den Weg gab:

ein Vorname
11
zwei Vornamen
46
drei Vornamen
94
vier Vornamen
2
fünf Vornamen
1
gesamt
154

Es gab also immerhin elf Kinder, bei denen den Eltern ein Vorname reichte.

Was die einzelnen Namen angeht:
Platz
Mädchen
Jungen
1
Marie/Maria (34)
Wilhelm (33)
2
Johanne /Johanna (25)
Heinrich (32)
3
Anne/Anna (16)
August (25)
4
Luise (12)
Emma (12)
Auguste (12)
Hermann (21)
5
Martha (11)
Gustav (14)
6
Elisabeth (7)
Frida (7)
Paul (11)
7
Wilhelmine (6)
Friederike (6)
Friedrich (10)
8
Karoline (5)
Pauline (5)
Paula (5)
Rudolf (4)
Karl (4)
9
Alwine (4)
Ernst (3)
Erich (3)
Peter (3)
Julius (3)
10
Lina (3)
Helene (3)
Else (3)
Erna (3)
Henriette (3)
Hugo (2)
Eduard (2)
Otto (2)
Hellmut (2)
Ludwig (2)
Walter (2)
Bernhard (2)
11
Meta (2)
Klara (2)
Elfriede (2)
Emilie (2)
Minna (2)
Franz (1)
Arthur (1)
Adolf (1)
Emil (1)
Ewald (1)
Alfons (1)
Alfred (1)
Hans (1)
Georg (1)
Johannes (1)
Martin (1)
Christian (1)
12
Dorothea (1)
Hertha (1)
Christine (1)
Ida (1)
Anneliese (1)
Alma (1)
Lisette (1)
Regine (1)
Elise (1)
Bertha (1)
Gerhardine (1)
Charlotte (1)
Hedwig (1)
Margarethe (1)



In diesem Sinne kann man also festhalten, dass die "alten" Namen zwar durchaus noch weit verbreitet waren, es aber trotzdem ein paar Modenamen gab, die sich immer mehr durchsetzten. Bei den Mädchen waren das teilweise Kurzformen wie Lina, Minna oder Else, aber auch die Marthas, Paulas und Paulines nahmen zu. Im Grunde unterscheiden sich die Namen hier gar nicht mal so sehr von denen, die heute vergeben werden - wenn man mal davon absieht, dass heute wohl kaum jemand seine Tochter "Gerhardine" nennen würde. Ich glaube, Gerhardine war eine Art Ausrutscher. Was mir aber aufgefallen ist, ist die Abnahme des Namens "Margarethe", der ja über Jahrhunderte ein echter Klassiker war: In diesem Jahr gab es nur noch eine.

Bei den Jungs ging es noch etwas traditioneller zu: Am liebsten nannte man sie immer noch Wilhelm, August, Heinrich oder Hermann, am besten natürlich untereinander kombiniert. Dafür gibt es überhaupt keine Johanns mehr (obwohl "Johanne" ja immer noch sehr beliebt war!); die Gustavs und Pauls waren dagegen stark im Kommen. Und ja, beide "Hellmuts" waren mit Doppel-L geschrieben.

Schade, dass die Rufnamen nicht schon feststanden. Das hätte das Bild wahrscheinlich noch ein bisschen übersichtlicher gemacht.

Mal gucken, vielleicht lege ich mir eine Statistik an, die sich über die verschiedenen Jahrzehnte erstreckt. Wäre mal interessant zu sehen, wie sich die Namensgebung im Mikrokosmos Werther so im Laufe der Zeit entwickelt.

Samstag, 24. Februar 2018

Lektion gelernt: Zwillinge (Teil 2)

Mein Vater konnte sich noch gut an seine Großmutter Lina, mit vollem Namen Margarethe Katharine Karoline Gehring geborene Plessner, erinnern. Kein Wunder, denn als sie am 6. August 1962 starb, war mein Vater immerhin schon 19 Jahre alt.

Was mein Vater nicht wusste: Lina hatte eine Zwillingsschwester. Er hat also erst von mir erfahren, dass er eine Großtante hatte, Marie Katharine Elise Plessner

Die beiden Zwillinge wurden am 25. September 1887 in Suttorf Nr. 20 (im Kirchspiel Neuenkirchen, gehört heute zu Melle) geboren, als Töchter des Colons Heinrich Wilhelm Plessner und Caroline Marie Dieckmannskamp. Ich kann mir noch gut an meine eigene Überraschung erinnern, denn mit einer Zwillingsschwester von Lina hätte ich nun gar nicht gerechnet.

Es war ein ziemlich schöner Frühsommerabend Ende Mai 2011, als ich mit Herrn Werner, dem Hüter der Neuenkirchener Kirchenbücher, im Pfarramt in Neuenkirchen saß und in den Originalen blättern durfte. Wie man sieht, habe ich meine Neuenkirchener Linie lange Zeit ziemlich vernachlässigt. Mein Gedanke war: "Moment. Wenn sich keiner mehr an eine Zwillingsschwester erinnern kann, dann ist sie vielleicht früh gestorben." Meine Ahnung war leider richtig, und wir mussten auch nicht allzu lange nach dem entsprechenden Eintrag suchen, es war nämlich der erste im Jahr 1889: Marie Katharine Elise ist schon am 2. Januar 1889 wieder gestorben, also mit gerade einmal fünfzehn Monaten. Sie hatte sich mit den Masern angesteckt.

Ich nehme also an, dass selbst meine Uroma Lina keine Erinnerung mehr an ihre Zwillingsschwester hatte. Auch die ältere Schwester der beiden, Luise, war damals noch nicht einmal vier Jahre alt, so dass für sie dasselbe gegolten haben wird. Und die beiden anderen Geschwister (von denen ich weiß), Marie und Heinrich Wilhelm, waren noch gar nicht auf der Welt.

Zwei Generationen später war damit schon wieder vergessen, dass es damals noch ein kleines Mädchen gab, das die Masern nicht überlebt hat. So schlecht ist das menschliche Gedächtnis...

Lektion gelernt: Schließe nie aus, dass Dein Vorfahr ein Zwilling war, bis Du den Eintrag vor und den Eintrag nach seinem Geburts- bzw. Taufeintrag kontrolliert hast, denn es braucht im Zweifelsfall nur zwei Generationen, bis ein früh gestorbenes Kind in Vergessenheit gerät. 

Ganz abgesehen davon: Masern sind und waren hochinfektiös. Heute gibt es die entsprechenden Impfungen dagegen (und es ist mir ein Rätsel, warum es Menschen gibt, die sie ablehnen), aber damals war man davon noch ziemlich weit entfernt. Es kann also gut sein, dass Lina die Masern damals auch hatte - dann nur mit dem entscheidenden Unterschied, dass sie sie überlebt hat. Reines Glück also. 

Sonntag, 11. Februar 2018

Panzerjägerabteilung 306 und Infanterie-Regiment 670 und 371. Infanterie-Division...

Es freut mich immer, wenn ich auf mein Blog hier Rückmeldungen bekomme, und vor allem natürlich, wenn sie in direktem Zusammenhang mit den Fragen stehen, die ich hier aufwerfe. Deshalb noch einmal zurück zu Helmut Gehring... 

Ich weiß nun, dass er in Brügge in der Panzerjägerabteilung 306 war, bevor er an die Ostfront verlegt wurde. Diese Information stammt von jemandem, der mit ihm dort war, und der seine Eltern (also meinen Urgroßvater und meine Urgroßmutter) nach Helmuts Tod geschrieben hat und davon berichten konnte, weil er in derselben Kompanie war. Dieser Brief wurde am 24.09.1942 geschrieben (genau am Geburtstag meines Vaters, was für eine Ironie) und endet mit "So grüße ich Sie fern der Heimat aus dem Raume Stalingrad".

Wenn man das liest, wird's einem doch ein bisschen anders. 

Was der Brief auch noch hergibt, das ist natürlich die Feldpost-Nummer des Schreibers, in diesem Fall die 07877. Nach diesen Feldpostnummern kann man zum Beispiel über das Deutsche Rote Kreuz suchen. Für die Nummer 07877 ergibt sich dabei das Infanterie-Regiment 670.

Dieses Regiment wurde im März 1942 in Belgien aufgestellt und gehörte dann wohl zur 371. Infanterie-Division. Ab dem 9. Juni 1942 ging es per Eisenbahn nach Kischinewk, was mir so gar nichts sagte, so dass ich es erstmal wikipedieren musste. Kischinewk heißt heute Chisinau und ist die Hauptstadt der Republik Moldau. Was ich so im Netz über Chisinau lese, macht mich nochmal eine Runde fassungsloser: Massenerschießungen von Juden unter der deutsch-rumänischen Besetzung im Sommer 1941; die Zahl der insgesamt dort ermordeten Juden wird laut Wikipedia auf ungefähr 10.000 geschätzt.

Uff. Das ist also die Atmosphäre, in der Helmut Gehring dann landete. Da fragt man sich unweigerlich, wieviel er davon mitbekommen hat. Aber darauf werde ich wohl nie eine Antwort bekommen.

Es sollte nicht dabei bleiben: Ab Chisinau wurde marschiert. Am 5. Juli begann der Vormarsch auf Woroschilowgrad.

Ab da ging es dann ohne Helmut Gehring weiter.

Im November 1942 wurde man der 6. Armee unterstellt. Und was mit der in Stalingrad passierte, das ist ja nun bekannt.

Diese ganze Recherche nach den Geschehnissen im Zweiten Weltkrieg finde ich nicht ganz einfach, zumal mir gleichzeitig bewusst wird, wie wenig ich in der Schule zu diesem Thema gelernt habe (vielleicht hätte ich ja doch den Geschichts-LK nehmen sollen? Dann wäre ich jetzt eventuell etwas klüger). Ich habe einfach keine Lust, auf den "falschen" Seiten zu landen und "alternativen Fakten" aufzusitzen. Wenn es also noch jemanden da draußen gibt, der mir mehr davon erzählen kann...?   

Sonntag, 4. Februar 2018

Der Russlandfeldzug ... und ein kleines Gedankenspiel

In dieser Woche ist es 75 Jahre her, dass die Schlacht um Stalingrad endete. Vielleicht sollte man das mal zum Anlass nehmen, um zu gucken, welche Auswirkungen der Russland-Feldzug eigentlich auf die eigene Familiengeschichte hatte.

In meiner Familie sind die Auswirkungen offensichtlich:

Das hier ist mein Großonkel, Hermann Wilhelm Helmut Gehring. Er ist am 15.07.1942 bei Woroschilowgrad (das heute wieder Altschewsk heißt und in der Ukraine liegt) gefallen. Da war er gerade mal 25. Und ja, es ist ein merkwürdiges Gefühl, hier ein Foto zu posten, das einen Verwandten in Nazi-Uniform zeigt. Rechte Tendenzen kann ich bei mir selbst nämlich gar nicht ausmachen. Trotzdem gehört auch das zu meiner Familiengeschichte, ob ich will oder nicht. 

Helmut Gehring war wohl beim "Fall Blau" dabei, jedenfalls sagt mir Wikipedia, dass Altschewsk ungefähr in der Mitte des Gebiets lag, in das die Wehrmacht zwischen dem 7. und dem 22. Juli 1942 einfiel. Zeitlich käme das also hin.

Ich habe keine Ahnung, in welcher Einheit Helmut gedient hat oder welchen Rang er hatte. Vielleicht kann ja jemand anhand der Uniform etwas dazu sagen? Angeblich soll er vor dem Russland-Feldzug in Brügge gewesen sein, aber dafür habe ich auch keine Beweise. Wenn er zur 6. Armee gehörte, dann war er wohl auf dem Weg nach Stalingrad. Und die Wahrscheinlichkeit, dass er das überlebt hätte, wäre auch nicht groß gewesen.

Fakt ist jedenfalls, dass mein Vater nach ihm benannt worden ist. Nach dem, was mein Vater mir erzählt hat, war eigentlich nur geplant, dass er "Hermann August" heißen sollte, nach seinen beiden Großvätern. Dann aber fiel Helmut, als meine Großmutter (also seine Schwester) im siebten Monat war. Damit war klar, dass mein Vater nicht nur Hermann August, sondern Hermann August Helmut heißen würde. Und Helmut wurde gleich auch noch sein Rufname, was ja nahe lag, denn so konnte man ihn wenigsten von den ganzen anderen Hermännern und Augusts unterscheiden.

Helmut Gehrings Tod hatte jedoch auch noch eine ganz andere Auswirkung: Er war eigentlich derjenige gewesen, der die Mühle in Häger von meinem Urgroßvater August Gehring übernehmen sollte (und wohl auch wollte), aber da hat der Lauf der Geschichte den Gehrings einen Strich durch die Rechnung gemacht. Für den Rest der Familie war diese nun fehlende Nachfolgeregelung auch nicht ganz einfach, soviel ich weiß. Ist ja auch kein Wunder: Da denkt man, dass man jemanden hat, der das eigene (wenn auch kleine) Unternehmen weiterführt, und dann kommt so ein verdammter Krieg und ändert alles. Ich bin mir aber nicht sicher, ob Uropa August damals schon ahnte, dass der Beruf des Müllers sowieso ein aussterbender war und dass im Jahr 2018 Mühlen höchstens nur noch an Sonntagen zu Schauzwecken für die späteren Generationen mahlen würden...

Was wäre also gewesen, wenn es den Russlandfeldzug (oder besser den gesamten Krieg, oder am allerbesten: das ganze verdammte Nazi-Regime) nicht gegeben hätte? 

Helmut hätte wahrscheinlich noch um einiges länger gelebt, die Mühle in Häger übernommen und vielleicht eine Familie gegründet. Seine Eltern und Geschwister hätten nicht um ihn trauern müssen. Mein Vater hätte nicht Helmut geheißen, sondern wahrscheinlich Hermann, und vielleicht hätte er ein paar Cousins mehr zum Spielen gehabt...

Diese Vorstellung ist jedenfalls um einiges idyllischer als die Wirklichkeit.

Schade.

Sonntag, 28. Januar 2018

Lektion gelernt: Zwillinge (Teil 1)


Wenn man an Zwillinge denkt, dann denkt man als erstes an das Wort "gleich". Gleiches Aussehen, gleiche Kleidung, gleicher Geburtstag...

Halt. Das muss alles nicht zwingend sein.

Abgesehen davon, dass es ja auch zweieiige Zwillinge gibt, bei denen man auf den ersten Blick keine so große Ähnlichkeit feststellen kann, und auch abgesehen davon, dass die Wahl der Kleidung völlig optional ist: Nur, weil jemand einen Zwilling hat, muss das noch lange nicht bedeuten, dass die beiden Zwillinge auch am selben (und erst recht nicht am gleichen) Tag Geburtstag haben!

Nehmen wir zum Beispiel mal den Urgroßvater meines Mannes, Johann Hermann Schwarte. Er wurde am 05.11.1862 als Sohn des Käthners Hermann Heinrich Schwarte und seiner Frau Elisabeth geb. Brümmer "zwischen Walchum und Steinbild auf'm Berge" (ja, das ist ein Zitat) im Emsland geboren1. Sein "kleiner" Zwillingsbruder Bernhard Heinrich dagegen erblickte erst am 06.11.1862 das Licht der Welt2. Die Lösung ist ganz einfach: Johann Hermann wurde vor Mitternacht geboren, Bernhard Heinrich erst kurz danach.

Lektion gelernt: Wenn ich weiß, dass es da noch einen Zwillingsbruder oder eine Zwillingsschwester gibt, ich aber den Geburts- bzw. Taufeintrag noch nicht einsehen konnte, dann notiere ich das Geburtsdatum dieses Zwillings jetzt immer als Circa-Datum.

Getauft wurden die beiden dann übrigens wieder zusammen, und zwar am 17.11.1862 in Steinbild3. Ich muss noch herausfinden, was mit Bernhard Heinrich passierte, aber bei Johann Hermann weiß ich es: Er heiratete am 19.02.1902 (wenn er sich das Datum nicht merken konnte, dann weiß ich es auch nicht!) in Lathen Anna Wilkens aus Oberlangen4
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1 Taufeintrag Kirchenbuch Steinbild (St. Georg), 45/1862
2 Taufeintrag Kirchenbuch Steinbild (St. Georg), 46/1862
3 wie oben
4 Trauungen Kirchenbuch Lathen (St. Vitus), 2/1902