Donnerstag, 15. Juni 2017

Die Meisterin der Fußnoten

Als ich mit "Werthers Gedächtnis" anfing, war das ein Projekt, an dem ich einfach nur für mich allein herumwerkelte. Hätte ich damals geahnt, was sich daraus entwickelt (und wie umfangreich es tatsächlich wird), dann hätte ich einige Kleinigkeiten anders gemacht...

Ein Beispiel sind die Fußnoten. Die Unmengen von Fußnoten, um genau zu sein. 

Wenn man so allein vor sich hinarbeitet, dann entwickelt man für sich sein eigenes System. Meins war, dass ich alle Daten, die ich in Kirchenbüchern fand, einfach nur eintrug, aber ohne Quelle. Mein Gedanke: "Wenn nichts dabei steht, steht's im Kirchenbuch. Finde ich bei Bedarf schon wieder. Und außerdem würden das ja viel zu viele Fußnoten..."

Irgendwann kam ich dann an den Punkt, an dem ich immer mehr "kirchenbuchfremde" Einträge einarbeitete (Stichwort: Standesamt), und an dem auch immer mehr "Abtrünnige" auftauchten, also Menschen, die zum Beispiel in Werther geboren waren und in Dornberg geheiratet hatten, nur um sich dann in der Bielefelder Innenstadt niederzulassen und dort zu sterben. Da ist es angebracht, auch die Dornberger und Bielefelder Quellen zu nennen, und zwar unabhängig davon, ob es sich um einen Eintrag im Kirchenbuch handelt oder nicht.

Und was passierte dann?

Plötzlich störte es mich, dass ich nicht auch die Wertheraner Kirchenbücher als Quellen erfasst hatte. Wie aus heiterem Himmel.

Beim zweiten Nachdenken habe ich mich dann entschlossen, keine halben Sachen zu machen und die Quellen nachzuarbeiten. Und zwar nicht, um noch mehr Seiten voll zu bekommen. Sondern weil mit der Zeit auch einfach meine eigenen Ansprüche an dieses Projekt, das mal so simpel aus einer Laune heraus entstanden war, gestiegen sind (ich gehöre anscheinend zu denen, die mit dem Alter ehrgeiziger werden...). Ich will der Vollständigkeit so nahe kommen wie möglich und meine Arbeit damit aufwerten. Und wenn jemand anders mal Auszüge in die Hand bekommt, wird es für denjenigen auch einfacher.

Um die Anzahl der Fußnoten wenigstens etwas im Zaum zu halten, habe ich inzwischen auch da mein eigenes System gefunden: Werthers Gedächtnis ist ja nach Familien aufgebaut. Die Quellen der Geburten der Kinder finden sich also nur bei der Stammfamilie und nicht noch einmal dann, wenn sie in Werther auch noch heiraten. Quellen für Geburtseinträge finden sich bei Elternpaaren also nur dann, wenn sie selbst nicht in Werther geboren sind. Und wenn ein Kindelein in Werther getauft ist, dann ergibt sich ja schon aus der Quelle des Geburtseintrags (Kirchenbuch), dass in dem genannten Eintrag auch die Taufe mit dringestanden haben muss. Entsprechendes gilt bei Sterbeeinträgen mit den Beerdigungen.

Auf diese Weise bekommt man es hin, dass man nicht mit einem Stapel Papier endet, der hauptsächlich nur aus Fußnoten besteht.

(Ach ja, ich hatte auch schon mal kurz in Erwägung gezogen, aus sämtlichen Fußnoten Endnoten zu machen, aber das fand ich optisch nur noch grausamer. Und es machte alles aus meiner papieraffinen Sicht noch unübersichtlicher. Also hab' ich's gelassen. Basta.) 

Mir ist schon klar, dass ich mir damit im Nachhinein noch eine Menge Mehrarbeit eingefangen habe. Aber was soll's - mir macht es eben immer noch Spass, die alten Wertheraner zusammen zu puzzeln. 

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