Sonntag, 30. April 2017

Wie hieß August Gehring eigentlich wirklich?

Als ich damals mit meiner Forschung angefangen habe, war für mich klar: Einer meiner vier Uropas hieß August Gehring. Das war die Info, die ich von meinen Eltern bekommen hatte, denn August selbst konnte ich ja nicht mehr fragen: Er war 1965 gestorben; wir haben uns also um gute acht Jahre auf dieser Welt verpasst.

Ich hatte mir ja schon gedacht, dass es nicht beim "August" bleiben würde, denn die meisten Kinder, die im 19. Jahrhundert geboren wurden, bekamen ja noch einen oder auch zwei Vornamen zum eigentlichen Rufnamen noch dazu, oft die der Paten. Also wunderte ich mich nicht, als ich Augusts Taufeintrag fand (Kirchenbuch Werther, Nr. 111/1880): Sein voller Taufname lautete Friedrich Wilhelm August.

Soweit, so gut.

Dann wurde es etwas komplizierter: Mir fiel das Testament in die Hände, das er zusammen mit seiner Frau Lina (geb. Plessner) handschriftlich aufgesetzt hatte. Darin bezeichnete er sich selbst als "Friedrich Wilhelm genannt August". Ab dem Moment wurde ich dann doch ein bisschen stutzig. Wieso sollte man einen Friedrich Wilhelm ausgerechnet August nennen? Und wusste August überhaupt, dass er auf alle drei Namen getauft war? Hmmmm.

Der Vollständigkeit halber habe ich mir dann auch noch seinen standesamtlichen Geburtseintrag gezogen (Standesamt Werther, Nr. 177/1880). Und man kann sich vorstellen, dass ich baff erstaunt war, was denn nun sein dort eingetragener Vorname war:

Wilhelm

Schlicht und einfach Wilhelm. Kein Friedrich, und erst recht kein August.

Damit wäre diese Frage also geklärt: August hieß eigentlich Wilhelm, jedenfalls, wenn es nach der öffentlich-rechtlichen Registrierung seiner Geburt geht.

Was mir einfach nicht in den Kopf will: Es gab, als Augusts/Wilhelms Geburt beim Standesamt registriert wurde, schon einen Wilhelm in der Familie: Sein fünf Jahre älterer Bruder, auf den Namen "Friedrich Wilhelm" getauft, wurde in der Familie schlicht "Wilhelm" gerufen. Warum gibt man dann den jüngeren Sohn, den man August nennt, auch noch den - einzigen - Namen Wilhelm?

Es gibt Dinge, die man nicht verstehen muss... 

Der andere Wilhelm, also Augusts älterer Bruder, ist übrigens nach einem Abstecher über Wallenbrück auch wieder im Kirchspiel Werther gelandet, wenn auch ein paar Kilometer entfernt von seinem Bruder in Häger. Er hatte Henriette Tubbesing geheiratet und ließ sich, nachdem das erste Kind der beiden noch in Wallenbrück geboren worden war, als Bäcker in Theenhausen Nr. 35 nieder. Der eine Müller, der andere Bäcker - irgendwie passt das doch zusammen, oder?

Ein paar Lektionen habe ich aus dieser Geschichte gelernt:

1. Glaube nie das, was sogar offensichtlich erscheint, bis du es nicht selbst überprüft hast. 
2. Verschiedene Quellen können zu verschiedenen Ergebnissen führen, und diese Ergebnisse können trotzdem richtig sein. 
3. Ich habe allen Grund, meinen Eltern dankbar zu sein, dass sie mir nur einen Namen gegeben haben...





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