Mittwoch, 27. Juli 2016

Die Grobmotorikerin und ihre Probleme mit Archion

Archion macht es einem ja manchmal nicht leicht...

Wenn ich die (hauptsächlich ostwestfälischen) Kirchenbücher online lese, dann sitze ich meistens mit meinem Laptop abends in meinem Lieblingssessel. Ich gehöre ja noch zur arbeitenden Bevölkerung, also versuche ich, meinen Forschungsdrang wenigstens während meiner Bürozeiten zu zähmen, obwohl ich dann mit einem größeren Bildschirm arbeiten könnte. Ist nicht immer einfach...


Meistens schaffe ich es aber doch, und dann kann ich ohne Probleme stundenlang Kirchenbücher durchforsten. Meine Geduld dabei ist in den letzten Jahren ständig gewachsen...

Ebenjene Geduld wird aber manchmal doch auf eine harte Probe gestellt: Immer dann, wenn ich meinen Finger beim Hin- und Hergucken auch nur eine Zehntelsekunde zu lange auf dem Touchpad lasse, dann meint der Viewer, nun die eingestellte Größe verändern zu müssen. Da muss dann die Kirchenbuchseite wieder neu geladen und fokussiert werden... und es kommt einem so vor, als würde das eine kleine halbe Ewigkeit dauern, obwohl es natürlich nur ein paar Sekunden sind. Besonders an diesen mitunter heißen Sommerabenden habe ich nun schon so manches mal vor mich hingeflucht und mir deshalb mehr oder weniger besorgte Blicke vom Sofa aus eingefangen.

Bin ich da einfach nur eine klassische Grobmotorikerin oder geht es anderen auch so? 

Montag, 25. Juli 2016

Unterwegs mit dem AK Genealogie Steinhagen: Im Ziegeleimuseum in Lage (Teil 2)

Ein kleiner Tipp: Für seinen Besuch im Ziegeleimuseum sollte man sich einen Tag mit einigermaßen gutem Wetter aussuchen, jedenfalls dann, wenn sich die Dauerausstellung angucken will. Wer genug Zeit mitbringt - mit ungefähr zwei Stunden kommt man aber ziemlich gut hin -, der kann sich die Entstehung von Ziegeln vom Lehm bis zum Brand im Laufe der Jahrhunderte angucken.

Es gibt verschiedene Pfade mit unterschiedlichen Stationen, denen man folgen kann und die einem die gröbsten Schritte der Ziegelherstellung erklären. Für Kinder gibt es dazu noch extra Schautafeln, die den Prozess nochmal etwas spielerischer erklären. Dazu muss man aber halt von einem Gebäude zum anderen laufen, und wenn es regnet, dann dürfte sich der Spass aufgrunddessen doch etwas reduzieren. Richtig weitläufig ist das Gelände aber nicht. Kein Wunder, denn hier wurden tatsächlich früher Ziegel gemacht, und die Arbeitswege sollten ja auch dementsprechend kurz sein.

Wer will (und auch den richtigen Tag erwischt), der kann auch selbst Hand anlegen und einen Ziegel verschönern.
Wir für unseren Teil haben zwar darauf verzichtet (wir hatten eben nicht den richtigen Tag erwischt), aber ich kann mir schon vorstellen, dass es richtig Spass machen kann, sich hier zu verewigen.

Auch Freunde alter Maschinen kommen auf ihre Kosten,
 aber Rutschen ist (leider) verboten.
 Wer genau hinguckt, der kann aber doch den einen oder anderen Anachronismus entdecken...
Der Ringofen selbst ist leider im normalen Museumsbetrieb nicht begehbar, aber auch von außen werden die Dimensionen hinreichend deutlich.
Wer Lust hat, kann sich außerdem auch in einem Nebengebäude eine "Ausstellung in der Ausstellung" über das Leben der lippischen Wanderziegler ansehen. Ist heute kaum noch vorstellbar, mit so einer Truhe zu reisen, oder?
Den Nachmittag haben wir dann bei einem (oder zwei) ziemlich göttlichen Stück(en) Torte im Museumscafé ausklingen lassen. Um genauer zu sein: Unter einem riesigen Sonnenschirm vor dem Museumscafé, dem Wetter sei Dank. Ich hätte zwar auch Lust auf einen Flammkuchen gehabt, den man dort generell auch in den verschiedensten Varianten bekommen kann, aber eben nicht zur Kaffeezeit ("Es gibt nichts mehr zu essen, es gibt nur noch Kuchen!" - Ich fühlte mich irgendwie an Marie Antoinette erinnert). Und da das Café in unmittelbarer Nähe der Kasse und des Museumsshops liegt, konnte ich mir auch da einen kleinen Abstecher nicht verkneifen. Auf dem kleinen Tisch mit Sonderangeboten bin ich jedenfalls fündig geworden, und auch dem Buch zur Sonderausstellung konnte ich nicht widerstehen... auch im digitalen Zeitalter sollte man mich eben nicht unbeaufsichtigt an Orten allein lassen, an denen Bücher verkauft werden.

Alles in allem war es ein sehr spaßiger und auch sehr aufschlussreicher Nachmittag. Und wenn ich das nächste Mal an meinem Schreibtisch sitze und mich über die ach so harte Arbeit beklage, dann werde ich mich hoffentlich daran erinnern, was die Herren Ziegeleiarbeiter an einem Arbeitstag zu leisten hatten...

Sonntag, 10. Juli 2016

Unterwegs mit dem AK Genealogie Steinhagen: Im Ziegeleimuseum in Lage (Teil 1)

Lage, Lippe, Samstag, der 9. Juli 2016. 13 Uhr nachmittags, strahlender Sonnenschein. Der Arbeitskreis Genealogie Steinhagen hatte beschlossen, dass es mal wieder Zeit war, sich einen Ausflug zu gönnen. Ein Besuch in Lage lag da nahe, zumal es von Steinhagen aus wesentlich einfacher zu erreichen war als das Auswandererhaus in Bremerhaven, das wir vor knapp zwei Jahren schon in ähnlicher Angelegenheit heimgesucht hatten. In meinem Fall hatte dieses Mal sogar den Familienforschungsmuffel dabei, der sich hatte breitschlagen lassen, weil er ja schließlich auch immer derjenige ist, der mit mir zusammen in die USA fährt.


Und ein besseres Wetter hätten wir uns für den Besuch im Ziegeleimuseum gar nicht aussuchen können. Da haben wir mal Glück gehabt.

Glück - das ist auch das Thema der Sonderausstellung, die noch bis zum 25. September im Museum läuft. Um genauer zu stein: "Vom Streben nach Glück", und zwar in diesem Fall durch die westfälischen und lippischen Auswanderer, die vor allem ab der Mitte des 19. Jahrhunderts in Scharen in die USA strömten. Insgesamt sollen es allein aus Westfalen über 200.000 gewesen sein. Allein schon, wenn man sich diese Zahl vergegenwärtigt, merkt man, dass Aus- bzw. Einwanderung kein Phänomen des 21. Jahrhunderts ist...

Die USA haben das Streben nach Glück übrigens als Recht in ihrer Verfassung verankert. Schon allein deshalb ist der Titel der Schau schon sehr treffend gewählt. 

Die Sonderausstellung ist übrigens, was ich doch bemerkenswert fand, im sowieso schon relativ günstigen Eintrittspreis von 3,00 EUR schon enthalten. Sie befindet sich in dem großen Raum links kurz hinter dem Eingang. Gutes Wetter hin oder her - die meisten von uns blieben erst einmal dort hängen. Wie das bei den Ahnenforschern halt so ist - man könnte ja schließlich einen bekannten Namen entdecken...

Auf so einen "bekannten" Namen stieß ich dann auch tatsächlich, nämlich auf einen gewissen Hermann Tubbesing, aus dessen Brief an seine Schwester auf einer der Schautafeln zitiert wurde:
"Tubbesing" ist ja so einer der klassischen Wertheraner Namen, die einem immer wieder auffallen. Schade nur, dass weitere Angaben zu diesem Hermann und seiner Schwester fehlen, so dass ich die beiden (zumindest im Moment noch) nicht zuordnen kann. Vielleicht gibt das Buch zur Ausstellung, das man für 14,95 EUR erwerben kann, dazu ja noch etwas her. Es liegt hier jedenfalls auf dem Wohnzimmertisch und wartet darauf, gelesen zu werden... Mit seiner Aussage hat der gute Hermann aber Recht: Wenn ich in die USA fahre, dann nehme ich auch immer nur das Allernötigste mit. Der Koffer füllt sich dann im Laufe der Wochen erfahrungsgemäß noch genug.

Als ich so durch den Raum wanderte, dachte ich noch, wie leicht wir es doch heute haben: Wir setzen uns in den Flieger, und neun Stunden später sind wir in der "Neuen Welt". Unsere Vorfahren hatten es bedeutend schwerer, wie die Ausstellung zeigt.
(Als meine bessere Hälfte die Zeichnung hier von dem heulenden Kind auf großer Atlantiküberfahrt sah, fiel ihm nichts besseres ein, als anzumerken, dass ich ähnlich gucken würde, wenn ich im Flieger sitze und das große Wasser ohne Zigarette überqueren muss. Danke, Schatz. Beim nächsten Mal überlege ich ernsthaft, ob ich Dich mitnehme...)
 
In späteren Jahren bestand dann auch tatsächlich die Möglichkeit, die alte Heimat und die zurückgelassene Familie zumindest wieder einmal zu besuchen, vorausgesetzt natürlich, man hatte in der Zwischenzeit das notwendige Kleingeld dafür erwirtschaftet:

Was die Darstellung der Überfahrt nach Amerika angeht, da ist die Ausstellung naturgemäß nicht so ausführlich wie die im Bremerhavener Auswandererhaus. Aber das kann man auch nicht erwarten. Hier werden, wenn man so will, die Grundinformationen gegeben. Wer eine Ahnung davon bekommen möchte, welche beklemmenden und vor allem beengten Verhältnisse auf den Auswandererschiffen vorherrschten, dem kann ich wirklich nur einen Besuch in Bremerhaven empfehlen.

Die Stärke der Ausstellung liegt eindeutig darin, dass sie sich auf die Lipper und auf die Westfalen in Amerika konzentriert. Das ist in Bremerhaven eben nicht der Fall. Es ist schon erstaunlich, wieviele große und in Amiland auch heute noch sehr bekannte Marken sich auf "unsere" Auswanderer zurückführen lassen. Ich war schon ziemlich baff, plötzlich eine Flasche Sam Adams vor mir stehen zu sehen.
Davon werde ich ein paar Wochen aller Wahrscheinlichkeit nach auch zumindest wieder nippen...

Am interessantesten fand ich persönlich die Darstellung des Deutsch-Amerikanischen Lebens. Die Deutschen waren übrigens auch nicht nicht sofort komplett "amerikanisiert", sondern behielten durchaus zunächst ihre deutsche Sprache und ihre deutschen Traditionen bei.
Am liebsten heiratete man untereinander, und deutsch(stämmig)e Handwerker und Fabrikbesitzer stellten am liebsten Deutsch(stämmig)e ein. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass ich hier im Grunde mit auch heute noch ganz aktuellen gesellschaftspolitischen Fragen konfrontiert wurde. Aber eine gute Ausstellung soll ja auch zum Nachdenken anregen, oder? 

Das "Deutschsein" wurde spätestens dann zum Problem, als die USA - gegen das Deutsche Reich, wir erinnern uns - im Jahr 1917 in den Ersten Weltkrieg eintrat. Da stand dann auch die deutsche Sprache nicht mehr hoch im Kurs: Hatten zum Beispiel die deutschen Vereine ihre Sitzungen teilweise noch auf Deutsch abgehalten, so wurde dann oft genug beschlossen, dass nun Englisch die Vereinssprache sei. Das sind so die kleinen Beispiele der Konflikte, von denen auch die Ausstellung erzählt.

Als Fazit würde ich sagen, dass die Ausstellung eine gute Einführung in die Thematik "Auswanderung aus Westfalen und Lippe in die USA" gibt. Viele Bereiche, wie zum Beispiel die Gründe für die Auswanderung, werden zwar nur recht oberflächlich und erst recht nicht abschließend behandelt, aber alles in Allem sind die drei Euro wirklich gut investiert.

Wir hatten auch noch in einem zweiten Punkt Glück - es war an diesem Tag ziemlich leer im Museum, so dass wir uns wirklich ungestört umgucken konnten. Aber davon erzähle ich dann im zweiten Teil...