Sonntag, 27. April 2014

Eins nach dem anderen... oder doch lieber alle zusammen?

Auf die Ostwestfalen ist Verlass, jedenfalls dann, wenn es um die Taufen ihrer Kinder ging. Die Taufe fand immer ziemlich schnell nach der Geburt statt, sei es als Nottaufe, sei es in der regulären Weise oft schon am nächsten Sonntag oder spätestens ein paar Wochen später, wenn die Paten weiter weg wohnten als im nächsten Dorf, was eher bei den Kaufmannsfamilien der Fall war als bei den gemeinen Heuerlingen.

Das habe ich auch schon anders gesehen: Man muss nur einen Blick auf die Kirchenbücher aus dem Ruhrpott werfen, und auch in manchen Gegenden in Sachsen-Anhalt ist mir schon die Variante über den Weg gelaufen, dass die Familien erst einmal ein paar Kinder "ansammelten" und sie dann an einem einzigen Tag haben taufen lassen. Da konnte ein Kind auch schon mal sechs Jahre alt sein, bevor es in einem Kirchenbuch auftauchte, dann aber zusammen mit seinen nach ihm zur Welt gekommenen Geschwistern. Manchmal mit einem, manchmal auch mit drei oder vier.

Für den Famlienforscher heißt das, dass man dann erst einmal ein paar Jahrgänge von Taufen durchsuchen darf, bis man denn den Eintrag findet, den man ursprünglich gesucht hat, dann aber manchmal sogar die ganze Kinderschar quasi auf einem Silbertablett serviert bekommt.

Ich nehme mal stark an, dass es nicht zwingend eine Frage des Glaubens war, ob man seine Kinder eins nach dem anderen oder zusammen hat taufen lassen. Vielmehr war es, wie so oft, meist wahrscheinlich eine Frage des Geldes (auch die pastoralen Handlungen gab es eben nicht umsonst), und wenn es in der Gegend sowieso üblich war, gleich mehrere Kinder in einem Rutsch taufen zu lassen, dann fiel man auch nicht negativ auf. Und das war auf dem Dorf damals wahrscheinlich genauso wichtig wie heute...

Sonntag, 20. April 2014

Von uns war's keiner!

Uneheliche Kinder fallen einem im Kirchenbuch ja schon allein deshalb ins Auge, weil die Spalte, in der "normalerweise" der Kindsvater angegeben wurde, leer geblieben ist.

Natürlich lässt es den Familienforscher vor schierer Verzweiflung den Kopf auf den Tisch schlagen, wenn der Vater unbekannt bleibt. Oft genug findet man aber wenigstens einen kleinen Hinweis bei der Mutter: "hatte in xy gedient". In den meisten Fällen wird da wohl jemand die Magd geschwängert haben, jedenfalls dürfte das wohl die Vermutung des Pastors gewesen sein, der die Taufe eingetragen hat. Und zwar ganz so, als wollte er mit dem Eintrag auch sagen:

"Von meinen Schäfchen war's wenigstens keiner!"

Immerhin ein klitzekleiner Hinweis auf den potentiellen Vater. Und ein Hinweis auf den Lebenslauf der Mutter, die anscheinend doch aus ihrem kleinen Dorf wenigstens einmal herausgekommen ist...