Freitag, 18. Januar 2013

Draußen vor meinem Fenster...

...versuchen gerade zwei gestandene und erwachsene(?) Männer, herauszufinden, ob ihre Mini-Monster-Trucks auch im Schnee fahren können. Sie stehen dort bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt mit ihren Fernsteuerungen und lenken ihre selbstgebauten Vehikel über die Schneehügel, die sich beim Schneeschippen angesammelt haben - und das schon seit geraumer Zeit.

Sollte mir ein bestimmter Jemand noch einmal sagen, dass Familienforscher im Grunde ja "einen an der Klatsche" hätten - Schatz, ich werde Dich an diesen Moment erinnern...

(Im Grunde hat er nicht unrecht - aber wir Forscher haben den nicht zu unterschätzenden Vorteil, dass wir in der Regel im Warmen und Trockenen sitzen...)

Samstag, 12. Januar 2013

Zwei in einem Sarg

Im evangelischen Kirchenbuch von Werther (Landgemeinde) habe ich den folgenden Sterbeeintrag aus dem Jahr 1756 gefunden:



Es ist der Eintrag über die Beerdigung meiner siebenfachen Urgroßmutter Catrine Elisabeth Dammann geb. Wegener; sie war im Mai 1685 als Tochter des Colon Hermann Wegener und seiner ersten Ehefrau Ilsabein Nedderschelp in Isingdorf 16 geboren worden. Am 23. November wurde sie, nachdem sie im Alter von 71 Jahren gestorben war (hier hat sich der schreibende Pastor um ein Jahr verrechnet), auf dem Wertheraner Kirchhof beerdigt.

Der letzte Satz am Eintrag ist aber der interessantere. Catrine Elisabeth wurde nämlich nicht alleine beerdigt:

"In ihrem Sarge ist auch Herman Henr. Habighorst todtgeb. Töchterl. mit beygesetzt."

Ganz ehrlich, in dem Moment, als ich diesen Satz zum ersten Mal gelesen habe, haben sich mir sämtliche Nackenhaare aufgestellt.

Gut, im Kirchspiel Werther des 18. Jahrhunderts war so ziemlich jeder mit jedem irgendwie verwandt. Das hat mich ja auch auf die Idee gebracht, mit "Werthers Gedächtnis" anzufangen. Nach meinem (momentanen) Kenntnisstand sind sie Dammanns/Wegeners und die Habighorsts aber nicht so eng miteinander verwandt gewesen, dass man das Mit-in-den-Sarg-Legen mit der verwandtschaftlichen Nähe hätte erklären können.

Letztlich dürfte es einfach die praktischste (und auch die kostengünstigste) Variante gewesen sein, wenn sie uns heute auch unvorstellbar erscheinen mag. Wahrscheinlich hatte es auch damit zu tun, dass der Tod im Leben unserer Vorfahren viel präsenter war als in unserem Leben heute und der Umgang mit dem Tod etwas Selbstverständliches hatte.

Für den Familienforscher bedeutet diese Praxis in "technischer" Hinsicht natürlich auch, dass man im Grunde sämtliche Sterbeeinträge genau durchsehen muss, wenn man nach der Beerdigung eines totgeborenen Kindes sucht. Das kleine Mädchen hatte nicht nur keinen eigenen Sarg, sondern auch keinen gesondertern Eintrag im Kirchenbuch. Ich habe noch nicht gegengecheckt, ob sie bei den Geburten verzeichnet ist. Wenn dieses nicht der Fall sein sollte, dann wäre der Beerdigungseintrag von Catrine Elisabeth (Wegener) Dammann der einzige bleibende Beweis darüber, dass dieses Kind jemals existiert hat.

Und vielleicht war es für die Hinterbliebenen ja auch ein kleiner Trost, dass ihre Angehörigen nicht allein in der kalten Novembererde liegen mussten. Wer weiß?




Donnerstag, 10. Januar 2013

Einschlingen, Zweischlingen, Dreischlingen...

Manchmal frage ich mich ja, weshalb ich die Tageszeitung überhaupt noch lese - Mundpropaganda und das Internet sind in einer Kleinstadt ja eigentlich die Mittel der Wahl, wenn man sich schnell informieren will. Und zwar in genau dieser Reihenfolge.

Ab und zu findet man in der Zeitung aber auch kleine nette Zusammenfassungen zu historischen Themen. Das Westfalen-Blatt druckt zur Zeit eine Serie über die "Schlingen", also die ehemaligen Zollstellen an der heutigen B68 zwischen Steinhagen und Bielefeld. Wenn man sich die Situation vor 150 Jahren anguckt, dann hat sich im Vergleich zu heute an der Ausgangssituation eigentlich gar nicht mal so ungeheuer viel verändert: Es stellt sich immer noch die Frage, wie man denn bitte schön den - notwendigen - Ausbau der Infrastruktur finanzieren soll.

Im Fall der Landstraße zwischen Halle und Bielefeld war die Lösung schnell gefunden: Man nahm einfach von den Reisenden Wegezoll, und zwar gleich alle paar Kilometer. Nur allzu logisch dürfte es sein, dass sich an den Schlagbäumen, die aufgestellt wurden, Gastwirtschaften ansiedelten - so konnte man im Zweifelsfall das Unangenehme durch etwas Angenehmes wieder ein wenig ausgleichen, wenn man auch durch beides etwas ärmer wurde.

Ich verzichte jetzt hier darauf, den kleinen Artikel im Wortlaut wiederzugeben. Auf der einen Seite habe ich heute keine Lust, mir über das Urheberrecht Gedanken zu machen, auf der anderen Seite sind mir schon beim ersten Lesen mehrere kleine sprachliche und geschichtliche Ungenauigkeiten aufgefallen, die ich ja nicht unbedingt noch weiter verbreiten muss. Andererseits muss man natürlich auch zugeben, dass man an die Berichterstattung in der Tageszeitung keinen allzu hohen Anspruch haben sollte, wenn es um die Aufarbeitung der Historie geht - bei einem Fachbuch wäre das anders.

Laut Westfalen-Blatt (ich kann leider hier im Moment keine andere Quelle angeben, weil auch das Westfalen-Blatt seinerseits auf sämtliche Quellenangaben verzichtet) wurde die Genehmigung einer Schlinge für einen Betrag zwischen 500 und 1200 Mark pro Jahr vergeben, wobei die Schlingenwirte für die Durchfahrt eines beladenen Vierspänners ungefähr 10 Pfennig berechnen durften. Ich frage mich ja, ob der Ausdruck "berappen" hier seinen Ursprung hat...

Übrigens, nicht auf alle Gefährte war Wegezoll zu entrichten: Mist- und Leichenwagen hatten freie Fahrt. Diese Gleichsetzung ist doch ziemlich erstaunlich...

Was ich ebenso erstaunlich finde ist die Tatsache, dass der Haller Kreistag erst im Jahr 1922 die Vergabe der Schling-Lizenzen aussetzte. Man denkt immer, dass der Wegezoll ein Relikt aus uralten Zeiten sei; wenn man sich aber vor Augen führt, dass (nur mal so als Besipiel) Helmut Schmidt zu dem Zeitpunkt gerade einmal drei Jahre alt war, dann wird einem klar, dass es gar nicht mal soooo lange her ist.

Zeit ist eben relativ. Für den Familienforscher umso mehr.

Samstag, 5. Januar 2013

"Werthers Gedächtnis" - Zwischenstand zum Jahresbeginn

Als ich anfing, die Wertheraner Familien systematisch zu erfassen, hatte ich eine ungefähre Ahnung, was da auf mich zukommen würde. Zuerst habe ich über einige Zeit "im stillen Kämmerlein" gearbeitet, einfach nur für mich, weil mir diese große Puzzelei - und etwas anderes ist es im Grunde ja nicht - einfach Spass machte. Der Spass ist auch nach vier Jahren immer noch da, aber das "stille Kämmerlein" habe ich inzwischen dann doch verlassen. Mit dem Resultat, dass mich schon diverse Forscherkollegen für wahnsinnig erklärt haben.

Nun ja. Ein bisschen Wahnsinn gehört dazu. Und er macht das Leben ungemein interessanter.

Von nun an werde ich also den monatlichen Fortschritt hier in meinem Blog posten, und Buchstabe für Buchstabe auch die jeweiligen Nachnamenslisten. Der Jahresanfang scheint mir dafür ein guter Zeitpunkt zu sein. 

Zwischen den Jahren habe ich mich hauptsächlich mit den Geborenen und Getauften der 1880er Jahre beschäftigt. Genealogie-Snobs werden jetzt die Nase noch ein wenig höher tragen ("Ist ja einfach, die Zuordnungen im 17. Jahrhundert sind viel anspruchsvoller!"). Stimmt, die Zuordnung ist ungleich schwieriger. Die Arbeit als solches ist deshalb im 19. Jahrhundert wesentlich entspannter. Dafür sind die Eintragungen zu dieser Zeit in der Regel umfangreicher - und zahlreicher.Werther war eben um einiges gewachsen. Es tauchen viele neue Namen auf, von denen übrigens viele auch heute immer noch in Werther vertreten sind. Dafür ist es auch die Generation, die nur wenige Jahrzehnte später im Ersten Weltkrieg kämpfen musste und zu einer erschreckend hohen Zahl auch gefallen ist.

Eine kleine Anmerkung noch zu meiner Arbeitsweise:

Ja, ich arbeite noch mit Papier. Im Grunde habe ich sämtliche Familien einmal in der Papierversion ausgedruckt und in ehemals sehr hübsche schwarze Ordner mit Vierfachlochung gepackt, die inzwischen (zuminidest teilweise) doch ziemlich abgegriffen sind. Ich mag es, in den Ordnern blättern zu können wie in einem Familienalbum (was es ja im Grunde auch ist).

Sämtliche Änderungen werden erst einmal handschriftlich vorgenommen. Das sieht dann zum Beispiel so aus:



Wie man sieht, arbeite ich gerne mit Tintenrollern in verschiedenen Farben. Was sinnvoll ist, wenn man zu einer Familie soviele Ergänzungen einträgt, dass man die einzelnen Einträge sonst nur schwierig auseinander halten könnte. 

Wenn die einzelnen Blätter so voll sind, dass es sonst unübersichtlich wird, flechte ich die Änderungen am Rechner in die Datei ein. Das ist dann zwar eine ziemliche Tipperei, die mir aber schon so manchen schrecklichen Fernsehabend ein bisschen erträglicher gemacht hat.

Und dann wird ausgedruckt. Buchstabe für Buchstabe.

Und dann geht es wieder von vorne los.

Klar, ich könnte die Änderungen auch direkt in den Rechner eingeben. Bei Fotos mache ich es auch so. Aber die ganze Scrollerei, die damit verbunden ist, würde mir schon nach ein paar Minuten schon richtig auf die Nerven gehen. Da blättere ich lieber...

In die Zwischenstände, die ich hier poste, stelle ich immer die Seitenzahl der jeweiligen Dateien ein. Es kann also gut sein, dass das "Gesamtwerk" zu dem Zeitpunkt durch die noch nicht in den Rechner eingegebenen handschriftlichen Änderungen schon wieder ein paar Seiten mehr hat, aber präziser geht es eben nicht, wenn ich auf regelmäßiger Basis meine Fortschritte checken möchte.

So sieht es also im Moment aus (Stand: 1. Januar 2013): 

                   A: 31                   
B: 208
D: 61
E: 64
F: 27
G: 70
H: 177
I: 6
J: 10
C/K:127
L: 42
M: 67
N: 38
O: 27
P: 43
Q: 6
R: 53
S: 166
T: 57
U: 10
V: 40
W: 70
Z:  5
Anlagen: 56 
gesamt: 1.471

Gut, das klingt jetzt noch ziemlich bescheiden, aber ich habe bisher auch erst wenige Fotos eingearbeitet. Was sich in der nächsten Zeit hoffentlich ändern wird.

Und gerade in der zweiten Hälfte des Alphabets sind diverse handschriftliche Korrekturen noch nicht erfasst.

Mein Ziel für 2013 ist es, am 31.Dezember die 2.000-Seiten-Grenze hinter mir gelassen zu haben.

Ich sollte es locker hinkriegen.